Weniger Schadstoffe durch intelligente Ampeln? Test in Osnabrück
Osnabrück testet das sogenannte umweltsensitive Verkehrsmanagement. Ist die Schadstoffbelastung zu hoch, werden die Ampeln an einigen Hauptverkehrsstraßen umgeschaltet.
Stop-and-go: Das stört viele Pendler zu Stoßzeiten und das ist es auch, was die meisten Schadstoffe in die Luft pustet.
Hier setzt die erste Stufe des neuen Verkehrsmanagements der Stadt Osnabrück an: Überschreitet die Menge an gemessen Stickstoffdioxiden in der Luft bestimmte Grenzwerte, sollen die Ampeln so geschaltet werden, dass die Autos auf den Einfallstraßen weniger halten und neu anfahren müssen. Das macht den Verkehr flüssiger.
Querverkehr muss warten
An den jeweiligen Querstraßen bleiben die Ampeln dadurch länger auf Rot geschaltet. Von der längeren Wartezeit sind dann auch die Verkehrsteilnehmer betroffen, die nichts zu der Schadstoffbelastung beitragen, nämlich Elektroautos, Fußgänger und Fahrradfahrer.
Verkehrsexperte hat langfristig Zweifel
Kurzfristig führe das Konzept sicherlich zu einer Verringerung der Schadstoffe, sagt Tamás Kurczveil, Professor für Digitalisierung und neue Mobilität an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter. Auf lange Sicht denke er, dass die Maßnahmen eher das Gegenteil bewirken oder den Status quo wieder herstellen könnten. Denn wenn es sich auf den großen Straßen flüssiger fahren lässt, werden auch viel mehr Menschen das Auto nehmen, so Kurczveil.
Stufe zwei sieht "Dosierung" des Verkehrs vor
Sollte das Verflüssigen des Verkehrs nicht ausreichen, werde die Stadt auf den Zufahrtsstraßen den Verkehr drosseln, so Stadtbaurat Frank Otte. "Das heißt nicht, dass er zum Stillstand kommt, sondern dass wir versuchen, über die Ampelschaltung den Verkehr so zu dosieren, dass auf den Wallring nicht mehr Verkehr einströmt, als dieser bei der geänderten Ampelschaltung dann vertragen kann." Otte gehe allerdings davon aus, dass die Schadstoffbelastung an weniger als zehn Tagen in diesem Jahr so hoch sei, dass die Maßnahmen greifen müssten.
Umfangreiche digitale Infrastruktur
Das neue Konzept soll zunächst einmal für einen Testzeitraum von eineinhalb Jahren erprobt werden. Möglich wird das neue Verkehrsmanagement nur durch eine Digitalisierung der Technik. Verkehrsmessstellen an 35 Standorten in der Stadt errechnen aus der Verkehrssituation und der Wetterlage die Luftschadstoffbelastung.
Die Daten dafür liefern Hunderte neue Detektoren, die den Verkehr erfassen. Für diese neue Infrastruktur hat die Stadt Osnabrück 3,5 Millionen Euro investiert, die Hälfte davon steuerte das Bundesverkehrsministerium aus dem Fördertopf "Saubere Luft 2017-2020" bei. Verkehrsexperte Kurczveil lobt die neue Infrastruktur: "Ich halte es für sehr wichtig, dass wir Entscheidungen in Verkehr auf Basis von Daten und von Messungen treffen. Und dafür bietet dieses Projekt eine super Grundlage."