Wasserstoff statt Diesel: "Lautfeuer" setzt auf grünen Strom
Für den Einsatz von Strom aus grünem Wasserstoff hat das "Lautfeuer"-Festival in Lingen einen Preis gewonnen. Das Konzept ist den Organisatoren zufolge auch für große Veranstalter interessant.
Zwischen der Ems und dem stillgelegten Atomkraftwerk feiern an diesem Wochenende voraussichtlich mehr als 10.000 Menschen beim "Lautfeuer"-Festival. An und hinter der Bühne arbeiten dafür fast 300 Ehrenamtliche vom "Abifestival seit 1981 e.V.". Schon im vergangenen Jahr wurde die kleinere Bühne mit grünem Wasserstoff betrieben - jetzt auch die große. So konnte der Verein schon zwei der drei Dieselgeneratoren durch Brennstoffzellen ersetzen, um die CO2-Emissionen zu verringern.
Veranstalter großer Festivals fragen um Rat
Für den Einsatz von grünem Wasserstoff hat das Lingener Festival im vergangenen Jahr einen Innovationspreis der deutschen Veranstaltungsbranche gewonnen. Seitdem hätten viele Festivals bei ihnen um Rat gefragt, erzählt Erik Mersmann, Vereinsmitglied und Ideengeber des Wasserstoff-Projekts. "Es waren alle großen dabei", sagt der 28-Jährige. "Die sind dann immer überrascht, wenn man sagt: Bitte erst nach 17.30 Uhr anrufen", so Mersmann. Niemand könne sich vorstellen, dass das Festival ehrenamtlich auf die Beine gestellt werde.
Wasserstoff als CO2-arme Alternative
Ob Scheinwerfer, Soundanlage oder Nebelmaschine: Festivals verbrauchen viel Strom. Da sie oft zu weit außerhalb von Ortschaften liegen, um an das normale Stromnetz angeschlossen zu werden, werden meist Dieselgeneratoren eingesetzt. Die Bühnen beim "Lautfeuer" verbrauchen an beiden Festivaltagen zusammen rund 25.000 Kilowattstunden Strom. Der wird vor Ort aus Brennstoffzellen gewonnen, in denen - aus der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff - Wasser, Strom und Wärme entstehen.
Lange Transportwege von Brennstoffzellen
Ganz CO2-neutral sei das Festival dadurch trotzdem noch nicht, sagt Mersmann, denn die Brennstoffzellen mussten aus dem Ausland geliefert werden. Wasserstoff stehe allerdings auf kurzer Distanz im Emsland zur Verfügung. Das habe das "Lautfeuer" anderen Festival voraus, so Mersmann. Für das kommende Jahr sei das Ziel, auch die Essensstände mit Wasserstoff zu betreiben.
Festival in der Region etabliert
Die nachhaltige Technologie sei zwar um einiges teurer, der Eintritt ist aber trotzdem umsonst und auf den Bühnen treten bekannte Acts auf wie Dilla, Betterov oder das Lumpenpack. Ermöglicht wird das durch die Ehrenamtlichen und Förderer aus dem Emsland. Andreas Stroink von der Initiative "H2 Region Emsland" ist begeistert von dem Engagement des Abifestival-Vereins. Er hoffe, dass das Lautfeuer die Fachkräfte von morgen an das Thema Wasserstoff heranführe.