Waldbrände durch Windräder - reale Gefahr oder Panikmache?
Als an Neujahr ein Windrad in Gildehaus (Landkreis Grafschaft Bentheim) brannte, konnte die Feuerwehr nur zusehen. Trotzdem sollen in Niedersachsen immer mehr Anlagen in Wäldern entstehen. Naturschützer warnen davor.
Wahrscheinlich war ein technischer Defekt die Ursache, warum sich das Windrad in Gildehaus entzündete. Die Feuerwehr ließ die Anlage "kontrolliert abbrennen". Zum Löschen besteht in solchen Fällen keine Chance. Die Gondel, in der sich der Generator befindet, liegt mit über 100 Metern viel zu hoch für die Einsatzkräfte, um sie zu erreichen. Dieser Fall ist glimpflich ausgegangen. Das Windrad in Gildehaus stand auf freiem Feld. Keine Menschen oder Tiere in der Nähe, die Schaden hätten nehmen können. Doch nur etwa zehn Kilometer entfernt soll ein neuer Windpark gebaut werden - und dort sollen die Anlagen teilweise mitten im Wald entstehen.
Gefahr durch Funkenflug und herabfallende Teile
Was, wenn diese Windräder mitten im Sommer, nach Wochen ohne Regen, Feuer fangen? Der NABU Emsland/Grafschaft Bentheim ist alarmiert. Von einem brennenden Windrad könnten Funken fliegen oder Anlagenteile herunterfallen und das Feuer leicht auf die Umgebung übergreifen, so Mitarbeiterin Katja Hübner. Wind würde das Feuer zusätzlich anfachen und in angrenzende Waldgebiete weitertragen. Öl und Kunststoffe könnten aus den Anlagen austreten und die Umwelt belasten. Hübner sorgt sich um Tiere und Pflanzen im Wald, wie auch die Anwohner in der Nähe.
Unternehmen kümmert sich um Brandschutz
Hinter dem neuen Windpark bei Schüttorf (Landkreis Grafschaft Bentheim) steckt das Unternehmen Grafschafter Naturstrom, ein Zusammenschluss der Stadtwerke und des Eigentümers der Flächen. Auch Geschäftsführer Bernhard Weinberg sorgt sich um die Brandgefahr, setzt aber auf verschiedene Vorsichtsmaßnahmen. So sollen Sensoren in der Gondel der Windräder auffällig hohe Temperaturen schon frühzeitig erkennen. Sollte es zum Brand kommen, verdränge ein eingebautes Löschsystem mit Stickstoff den Sauerstoff und ersticke damit das Feuer, sagt der Geschäftsführer.
Brandgefahr statistisch sehr gering
Sollte es trotzdem weiter brennen, könne das Feuer kaum auf umliegende Waldstücke übergreifen. Sie seien durch die breiten Forstwege voneinander getrennt, so Weinberg. Wie die Feuerwehr dann helfen kann, soll in einem speziellen Plan festgeschrieben werden. Außerdem will sein Unternehmen einen Löschbrunnen bauen. Weinberg glaubt, es ausschließen zu können, "dass es zu einem flächendeckenden Waldbrand kommt". Statistisch gesehen ist das ohnehin unwahrscheinlich: Laut dem Bundesverband Windenergie brennen jährlich etwa fünf bis zehn Windräder deutschlandweit - ein verschwindend geringer Anteil bei einem Bestand von knapp 30.000 Anlagen. Auch der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen hält die Gefahr für niedrig. Windpark-Betreiber seien schließlich selbst daran interessiert, ihre mehrere Millionen Euro teuren Anlagen zu schützen.
Minister setzt auf Windräder im Wald
Während in manch anderen Bundesländern schon viel mehr Anlagen in Wäldern stehen, sind sie in Niedersachsen bisher die absolute Ausnahme. Doch seit die Vorgänger-Landesregierung 2022 den Weg dafür frei gemacht hat, laufen Planungen an verschiedenen Orten. Auch Niedersachsens derzeitiger Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) verteidigt die neue Möglichkeit. Manche Landkreise hätten eine so große Waldfläche, dass Windräder auf Äckern allein nicht reichen würden, um die erforderliche Fläche für Windkraft zu erreichen. Letztendlich steht es aber den Kommunen frei, ob sie Wälder für Windkraft ausweisen.
Brandschutz-Vorgaben nicht streng genug?
Ein Großteil der Waldfläche ist allerdings pauschal ausgenommen: Naturschutzwälder und historische Standorte. Zu den besonders brandanfälligen Kiefern müssen zusätzliche Abstände eingehalten werden. Wo Windräder in Wäldern gebaut werden dürfen, müssen sie verpflichtend eine Löschanlage besitzen. Katja Hübner vom NABU hält diese Auflagen nicht für ausreichend. So müsse das Land festschreiben, wo und wie viel Löschwasser zur Verfügung stehen muss. Doch klar ist: Am liebsten wäre es dem NABU, gar kein Risiko einzugehen und Windräder von Wäldern fernzuhalten.