Patientinnen gefilmt? Ermittlungen gegen Arzt in 120 Fällen
Ein Arzt aus Bramsche soll seine Patientinnen heimlich gefilmt und ihnen in den Intimbereich gegriffen haben. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt nach NDR Informationen in rund 120 Fällen.
In dem ehemaligen Krankenhaus Ankum soll der Orthopäde in zwei Fällen außerdem Geschlechtsverkehr mit Patientinnen gehabt haben. Das belegen offenbar Video- und Fotoaufnahmen, die der Staatsanwaltschaft vorliegen. 13 der weiblichen Opfer seien nach wie vor unbekannt, weil sie auf Videoaufnahmen nicht identifiziert werden konnten und sich bislang nicht gemeldet haben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem NDR Niedersachsen.
Patientin bemerkte Videoaufnahmen
Bei einer Durchsuchung vor rund zwei Jahren hatten Ermittler demnach mehr als 100.000 Bilder sichergestellt. Zwischen 10.000 und 20.000 davon würden als strafrechtlich relevant eingestuft. Dem Beschuldigten wird sexueller Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses vorgeworfen. Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen durch eine Patientin. Sie hatte 2021 bemerkt, dass während ihrer Untersuchung Videoaufnahmen mit einem Handy gemacht wurden. Dass sich die Ermittlungen so lange ziehen, liegt unter anderem am umfangreichen Datenmaterial, das erst einmal ausgewertet werden musste.
Arzt äußert sich auf rund 1.000 Seiten
Bei Vernehmungen hatte der Arzt laut Staatsanwaltschaft angegeben, die Berührungen seien medizinisch notwendig gewesen. Seine Sicht der Untersuchungen habe der Orthopäde inzwischen schriftlich dargelegt - auf rund 1.000 Seiten, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem NDR Niedersachsen sagte. Diese müssten nun von einem Sachverständigen geprüft werden, und das könne dauern.