Vor dem Eingang eines Gebäudes steht ein Schild mit der Aufschrift "Landgericht Oldenburg". © NDR Foto: Julius Matuschik

Mord an Ehefrau? 50-Jähriger gesteht Tötung in Damme

Stand: 15.08.2024 16:29 Uhr

Ein 50-jähriger Mann soll im Februar in Damme seine von ihm getrennt lebende Ehefrau ermordet haben. Zum Prozessauftakt am Landgericht Oldenburg hat er die Tötung gestanden. Auch die 17-jährige Tochter sagte aus.

Der Angeklagte selbst will vorerst nicht aussagen. In einer von seiner Verteidigerin vorgelesenen Erklärung hieß es am Donnerstag, er habe auf die Frau in einer "tragischen Kurzschlussreaktion" eingestochen. Er sei nicht bei Sinnen gewesen und bereue die Tat, erklärte die Anwältin des 50-Jährigen am Donnerstag. In dem Geständnis hieß es, er habe seine Frau nicht töten wollen, sondern vorgehabt, sich mit dem Messer selbst zu verletzen. Er habe drauf gehofft, dass seine Frau aufgerüttelt wird und zu ihm zurückkommt. Als der Plan nicht aufging, habe er die Kontrolle verloren und planlos und in Ekstase habe auf sie eingestochen.

Videos
Rettungskräfte auf einer Unfallstelle auf der Autobahn. © Screenshot
2 Min

Getötete Frau in Damme: Verunglückter Mann unter Verdacht

Der 50-Jährige wurde auf der A1 aus einem brennenden Auto gerettet. Er wird verdächtigt, seine Ex-Partnerin getötet zu haben. (17.02.2024) 2 Min

Ehemann durfte sich Frau nicht nähern

Unter anderem sagte die 17-jährige Tochter als Zeugin aus. Ihre Eltern hätten viel gestritten, immer wieder sei es zu sexuellen Übergriffen gegenüber der Mutter gekommen. Im September 2023 seien sie zunächst ins Frauenhaus geflüchtet und kurz darauf in eine neue Wohnung in Damme (Landkreis Vechta) gezogen. Der Angeklagte soll der Frau nachgestellt, sie verfolgt und mit Anrufen und Textnachrichten belästigt haben. Die Tochter berichtete von einer E-Mail, in der er die Mutter mit dem Tod bedroht habe. Die Frau zeigte den Mann schließlich an. Ein Familiengericht ordnete einen Monat vor dem Tötungsdelikt an, dass sich der Ehemann seiner Frau nicht näher als 100 Meter nähern dürfe.

Staatsanwaltschaft: Mann wollte Ex-Frau für Trennung bestrafen

Angeklagt ist der Mann wegen Mordes, ihm droht im Fall einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau im Februar diesen Jahres aufgelauert zu haben. An der Haustür ihrer neuen Adresse in Damme soll er sie heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen mit mehreren Messerstichen getötet haben. Laut Anklage wollte er die 41-Jährige damit bestrafen, dass sie sich von ihm getrennt hatte. Die Frau und Mutter zweier gemeinsamer Töchter starb noch vor Ort an ihren Verletzungen. Anwohner hatten sie auf der Straße gefunden und die Rettungskräfte gerufen. Laut einem gerichtsmedizinischen Gutachter starb sie an mehreren Messerstichen in den Brustkorb, bei denen auch das Herz getroffen wurde.

Psychiatrische Gutachterin soll gehört werden

Für den Prozess sind noch fünf weitere Verhandlungstage angesetzt, Ende August soll es weitergehen. Dabei soll unter anderem eine psychiatrische Gutachterin als Zeugin gehört werden. Deren Einschätzung ist zum einen interessant für die Beurteilung der Schuldfähigkeit, zum anderen soll sich der Angeklagte der Gutachterin gegenüber bereits zur Tat geäußert haben. Darüber hinaus sollen Polizisten sowie ein Anwohner gehört werden. Ein Urteil wird für Ende Oktober erwartet.

Angeklagter gerät auf der Flucht in schweren Unfall

Nach der Tat soll der Angeklagte mit seinem Auto über die A1 Richtung Bremen geflohen sein, wo es zu einem schweren Verkehrsunfall kam. Sein Auto fing daraufhin Feuer, zwei Ersthelfer zogen den bewusstlosen Fahrer aus dem brennenden Wrack. Wie die Feuerwehr mitteilte, zogen sie ihm auch die Kleidung aus, die ebenfalls schon in Flammen stand. Sie hätten dem Mann damit vermutlich das Leben gerettet, hieß es. Der schwer verletzte 50-Jährige wurde mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht.

Verbrechen gegen eine Frau - weil sie eine Frau ist

In diesem Fall könnte es sich um einen Femizid handeln. Mehr als 100 Frauen sterben jedes Jahr in Deutschland durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner - die Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind. In den vergangenen Jahren sind Femizide in Deutschland ein größer werdendes Thema in der Öffentlichkeit und Gesellschaft. Das BKA wertet Gewalt in Partnerschaften in Deutschland seit 2015 statistisch aus.

Was bedeutet Femizid?

Femizid bezeichnet im Kontext der internationalen Diskussion die vorsätzliche Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind. Femizide sind vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Macht und Hierarchieverhältnisse zu sehen und werden besonders häufig durch männliche Partner oder Ex-Partner verübt. Weiter gefasste Definitionen beziehen alle Ermordungen von Frauen oder Mädchen mit ein, oder umfassen auch Tötungen von Frauen und Mädchen durch Familienmitglieder und im Kontext sexualisierter Gewalt. Der Begriff "Femicide" kommt aus dem Englischen und wurde 1976 von der Soziologin Diane Russel geprägt.

 

Weitere Informationen
Junge Frau verschränkt ihre Arme vorm Gesicht. An den Ellenbogen sind blaue Flecke. © Nanduu/Photocase Foto: -

Femizide in Deutschland: Wenn Männer Frauen töten

Mehr als 100 Frauen sterben jedes Jahr durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner. Wie kann die Gewaltspirale beendet werden? (17.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 15.08.2024 | 09:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Oldenburg

Mehr Nachrichten aus der Region

Zugangstor der Framatome-Brennelementefabrik in Lingen. © picture alliance/dpa Foto: Friso Gentsch

Rosatom-Einstieg in Lingen? Initiative warnt vor Manipulationen

Dort gefertigte Brennelemente könnten mit Sprengstoff versehen werden, hieß es. Die Betreiberfirma ANF weist das zurück. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen