Katrin Himmler: "Als Kind wollte ich den Namen loswerden"
Katrin Himmler ist die Großnichte der Nazi-Größe Heinrich Himmler. Sie warnt in Vorträgen vor rechtsextremen Gruppen und Parteien. Zurzeit ist sie im Emsland unterwegs.
Die Politikwissenschaftlerin Himmler hält derzeit Vorträge im Ludwig-Windhorst-Haus in Lingen (Landkreis Emsland). Dort spricht sie an zwei Tagen vor Schulklassen. Die 57-Jährige erläutert, wie rechte Jugendorganisationen auf Plattformen wie TikTok Falschinformationen verbreiten und um Mitglieder werben. Auch im Emsland und der Grafschaft Bentheim. Dort hätten rechte Jugendbünde 2006 in Wilsum ein Sommerlager veranstaltet. Ein Gründer der rechten Band "Stahlgewitter" komme aus Meppen, so Himmler. Auch auf dem Land unterwandere die rechte Szene ehrenamtliche Vereine oder die freiwillige Feuerwehr, sagt sie.
Als Kind belastend, mit dem Namen Himmler zu leben
Bei den Vorträgen in Lingen geht Himmler auf ihre Familiengeschichte ein. Nicht nur ihr Großonkel Heinrich, Reichsführer SS und einer der führenden Nazis, auch ihre Tante Gudrun sei Anhängerin der Nationalsozialisten gewesen, erzählt Himmler. Als Kind habe sie den Namen loswerden wollen. "Aber das würde nichts ändern, ich bleibe ja verwandt mit dem Mann", sagt Katrin Himmler. Ihre Offenheit kommt bei Schülerin Olivia aus Lingen an: "Ist schon krass, dass sie das hier so frei erzählen kann und sich auch nicht schämt für ihre Familie."
1.600 Menschen in Niedersachsen als rechtsextrem eingestuft
Ihre Vorträge sieht Himmler als notwendige Aufklärungsarbeit. In Niedersachsen seien 1.600 Personen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, sagt die Politikwissenschaftlerin. Für ihre Vorträge werde sie immer mehr von Schulen angefragt, es herrsche aktuell eine Dringlichkeit. In Lingen spricht sie insgesamt vor rund 500 Schülerinnen und Schülern.