Gesprengte Geldautomaten: Täter weichen verstärkt nach Österreich aus
Die Zahl gesprengter Geldautomaten ist in Niedersachsen und bundesweit gesunken. Gelöst sei das Problem aber nicht, warnen Experten - und dringen auf neue Strategien in der internationalen Zusammenarbeit.
Trotz des erfolgreichen Kampfs gegen Geldautomatensprengungen dürfe das Phänomen nicht aus dem Fokus geraten, warnte der Präsident des Landeskriminalamtes Niedersachsen (LKA), Friedo de Vries, auf einer internationalen Fachkonferenz in Osnabrück. Aktuell sinkende Fallzahlen dürften nicht über die Gefährlichkeit und Bedrohung hinwegtäuschen, die von international geprägten Tätergruppen ausgehen. Demnach seien erste Tendenzen erkennbar, dass die Täter zunehmend in andere Länder ausweichen. "Österreich ist aktuell ein Hotspot", sagte de Vries. Dort sei die Zahl gesprengter Geldautomaten in den ersten beiden Monaten des Jahres bereits zweistellig. Es sei davon auszugehen, dass es um "im Wesentlichen die gleiche Täter-Klientel" wie bei den Fällen in Deutschland gehe.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit immer wichtiger
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Eine enge und grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaften sei daher der Schlüssel für eine nachhaltige Bekämpfung von Geldautomatensprengen. Hier werde es weitere Intensivierungen geben - auch im Rahmen des EU-Projektes "ISF LUMEN", das darauf abzielt, die Zusammenarbeit im Kampf gegen organisierte Kriminalität zu stärken. Man dürfe sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, betonte die auf der Konferenz ebenfalls anwesende niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD). "Kriminelle legen keinen Wert auf Grenzen und Zuständigkeiten", so Behrens. Es brauche daher neue Strategien in der internationalen Zusammenarbeit von Polizei und Behörden.
120 Experten suchen nach Lösungen
Mehr als 120 Expertinnen und Experten aus 14 Bundesländern und sechs Nationen waren am Dienstag in Osnabrück zu einer europäischen Konferenz zusammengekommen. Gastgeber waren das Landeskriminalamt Niedersachsen und die Polizeidirektion Osnabrück. Drei Tage lang diskutierten die Experten, wie sich das Sprengen von Geldautomaten weiter bekämpfen lässt. Ziel der Tagung sei es auch gewesen, ein internationales Netzwerk von Polizei, Justiz, staatlichen Behörden und Privatwirtschaft aufzubauen und zu etablieren, teilte die Polizeidirektion Osnabrück mit.
Gesunkene Zahlen, hohes Verletzungsrisiko
Im vergangenen Jahr sank die Zahl der gesprengten Geldautomaten in Niedersachsen laut LKA auf 19 Fälle. 2023 waren es noch 39, im Jahr zuvor 68 Fälle. Die Zahlen dürften aber nicht über die Gefahr hinwegtäuschen, sagte de Vries weiter. "Heute werden hochexplosive Substanzen eingesetzt, deren Sprengkraft einem kleinen Erdbeben gleicht." Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) ergänzte in Hinblick auf die Täter: "Sie bringen durch die Sprengungen und auf ihren Fluchtfahrten immer wieder Menschenleben in Gefahr."
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