Warnschild mit der Aufschrift Kampfmittelsondierung © picture alliance / Philipp Schulze/dpa Foto: Philipp Schulze

Bombenräumung in Osnabrück: Mehrfach-Evakuierung wegen Blindgängern?

Stand: 10.02.2025 13:52 Uhr

Im Osnabrücker Lokviertel gibt es neun Verdachtspunkte für Blindgänger. Doch es sollen nur vier pro Einsatz geräumt werden. Anwohner und Unternehmen sind besorgt: Drohen jetzt mehrere separate Evakuierungen?

von Daniel Sprehe

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) aus Hannover will aus Sicherheits- und Kapazitätsgründen nicht alle Verdachtspunkte an einem Tag abklären. Damit wären wohl drei Evakuierungen nötig, statt einer groß angelegten Räumung.

Blindgänger: Evakuierungen für Anwohner problematisch

Für die Menschen in Osnabrück bedeutet das: wiederholt ihre Wohnungen verlassen, Straßensperrungen und Ungewissheit darüber, wie lange die Räumung dauert. "Das ist eine große Belastung, gerade für die älteren Menschen", sagt Friederich Timmermann. "Meine 92-jährige Nachbarin sitzt im Rollstuhl. Die muss dann umgelagert werden. Das ist für sie richtig viel Stress."

Eine Karte zeigt den Bereich einer Bombenräumung in Osnabrück. © Stadt Osnabrück
Der Evakuierungsbereich für die Bombenräumung in Osnabrück am 16. Februar.
Bauunternehmen unterbrechen Arbeit, Firmen müssen schließen

Erik Rauch ist etwas entspannter, auch wenn er seine Boulderhalle bei einer Räumung schließen muss. Dabei macht er am Wochenende den größten Umsatz. "Natürlich ist das sehr ärgerlich für uns, zumal wir aufgrund der Ungewissheit schon einen großen Wettbewerb komplett absagen mussten. Aber die Sicherheit geht vor." Das Bauunternehmen, das das neue Viertel erschließt, macht dagegen Druck. Jens-Peter Zuther von der Firma Köster erklärt: "Wir haben uns verpflichtet bis Juli fertig zu sein, die Räumung sollte sogar schon im Mai fertig sein. Diesen Plan sehen wir jetzt gefährdet. Gleichzeitig geben wir aber die Hoffnung nicht auf, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen."

Nur vier Verdachtspunkte pro Einsatz - aus Sicherheitsgründen

Die Stadt Osnabrück ist für die Bombenräumung zuständig. Sie beauftragt den landeseigenen Kampfmittelbeseitigungsdienst aus Hannover. Dessen Leiter, Thomas Globig, erklärt dem NDR die sicherheitsrelevanten Gründe für die Begrenzung. "Eine höhere Anzahl an Verdachtspunkten pro Tag wäre aus operativer Sicht nicht sicher zu bewältigen", so Globig. Der letzte Einsatz in Osnabrück habe gezeigt, dass sieben Verdachtspunkte an einem Tag nicht zuverlässig zu schaffen seien. Im November hatte die gesamte Maßnahme 16 Stunden gedauert. Obwohl alles nahezu optimal gelaufen sei, war das zu lange, sagt Globig.

Niedersachsen räumt mehr Bomben als andere Bundesländer

Eine Verdachtsstelle von Bomben auf der Baustelle des Lokviertels in Osnabrück. © NDR Foto: Daniel Sprehe
Erst ein Drittel der Gesamtfläche des Lokviertels wurde sondiert.

Er verweist zudem darauf, dass Niedersachsen mit vier Punkten pro Tag bereits mehr bearbeite als viele andere Bundesländer, wo meist Einzelräumungen erfolgen. "Auch für die Stadtverwaltung, Rettungskräfte und Polizei muss die Situation planbar und beherrschbar bleiben", erklärt er. Ein paralleles Arbeiten an mehreren Verdachtspunkten sei oft nicht möglich, weil die Objekte zu dicht beieinanderliegen. "Die Sicherheit der Mitarbeiter hat höchste Priorität", so Globig.

Evakuierungen im Lokviertel werden noch Monate andauern

Stadtsprecher Simon Vonstein räumt ein, dass es in nächster Zeit immer wieder Evakuierungen rund um das Lokviertel geben muss. "Das wird aber nicht jede Woche sein", sagt er. Klar ist aber auch, dass erst ein Drittel der Gesamtfläche des Lokviertels sondiert wurde. Die anderen zwei Drittel stehen noch aus und damit müssen die Menschen rund um das Osnabrücker Lokviertel in den kommenden Monaten noch öfter aus ihren Wohnungen und Häusern.

Evakuierung in Osnabrück am 16. Februar

Die nächste Räumung ist für den kommenden Sonntag, den 16. Februar, angesetzt. Dann müssen mehr als 11.800 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Vier der neun verdächtigen Stellen, sollen dann untersucht und gegebenenfalls geräumt werden. Ob die restlichen Verdachtspunkte in zwei weiteren Einsätzen geräumt werden, ist ungewiss. Die Verantwortlichen prüfen, ob Alternativen möglich sind.

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