Anlage zur klimaneutralen Eisenproduktion in Lingen eröffnet

Stand: 11.08.2023 17:57 Uhr

Am RWE Gaskraftwerk in Lingen (Landkreis Emsland) ist am Freitag eine Anlage eröffnet worden, in der "grünes Eisen" produziert werden soll. In der Stahlindustrie könnten so viele Emissionen wegfallen.

Laut niedersächsischem Umweltministerium handelt es sich um die weltweit größte Anlage dieser Art. Damit aus dem Rohstoff Eisenerz brauchbares Roheisen für die Stahlproduktion wird, benutzt man bislang Kokskohle oder Erdgas. Dabei entstehen große Mengen des Treibhausgases CO2. In der Pilotanlage in Lingen wird der Kohlenstoff durch Wasserstoff ersetzt. Projektleiter Stefan Köhne erklärt: "Als erstes kommt Eisenerz in eine Trommel, wird erhitzt und dann kommt über dieses Eisenerz Wasserstoff. Der Wasserstoff reagiert mit dem Eisenerz zu Wasserdampf und Eisen. Das heißt im Prinzip: Der Wasserstoff klaut dem Eisenerz den Sauerstoff und was übrig bleibt, ist Eisen." Der dabei entstehende Wasserdampf wird wieder zu Wasser kondensiert und dem Produktionsprozess zugeführt. So kann in der sehr wasserintensiven Stahlindustrie viel Wasser eingespart werden.

Ein Mann läuft mit einer zusammengeklappten Sonnenliege über der Schulter durch das Wasser.
AUDIO: Lingen: Anlage für grüne Eisenproduktion geht in Betrieb (5 Min)

Noch gibt es keinen grünen Wasserstoff in Lingen

Blick auf die Wasserstoff-Direktreduktionsanlage in Lingen. © dpa-Bildfunk Foto: Friso Gentsch
So sieht sie aus, die Wasserstoff-Direktreduktionsanlage in Lingen.

Allerdings steht grüner Wasserstoff in Lingen noch nicht sofort, sondern erst in einigen Monaten zur Verfügung. Der Energiekonzern RWE baut derzeit in Lingen auf seinem Kraftwerksgelände in direkter Nachbarschaft zur Direktreduktionsanlage eine Pilotanlage zur Erzeugung grünen Wasserstoffs mit einer Kapazität von 14 Megawatt. Diese soll nach Angaben eines RWE-Sprechers Ende des Jahres in Betrieb gehen. Lingens geografische Lage ist günstig für die Weiterverteilung des Wasserstoffs zu Stahlwerken im Ruhrgebiet oder nach Salzgitter in Ostniedersachsen. Genutzt werden soll Strom von Windparks in der Nordsee.

Stahlproduktion trägt 6 Prozent zu Gesamtemissionen bei

Die Stahlindustrie sei die Branche mit dem höchsten Anteil von Treibhausgasemissionen in der deutschen Industrie, sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Sie trage rund 6 Prozent zu den deutschen Gesamtemissionen bei. "Der Dekarbonisierung der Roheisenproduktion kommt daher eine Schlüsselrolle zu, denn hier besteht das größte Potential, Emissionen zu reduzieren", sagte Meyer. Der Aufbau eines Netzwerkes von grünem Wasserstoff in Niedersachsen zeige, das auch künftig Industrie möglich sein werde. Niedersachsen sei das Bundesland mit der meisten Windenergie. "Die Industrie braucht Wasserstoff, dafür brauchen wir die Erneuerbaren", erklärte der Minister. Die Anlage hat rund fünf Millionen Euro gekostet. Drei Millionen kommen vom Land Niedersachsen.

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Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 11.08.2023 | 18:00 Uhr

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