Stand: 28.11.2015 10:51 Uhr

Kalesh-Taramoush: Eine Familie beginnt ihr Leben neu

von Nadia Yaqub

Eine 15 Quadratmeter große Pressholz-Kabine in einer Turnhalle ist das neue Zuhause der Familie Taramoush/Kalash aus Syrien. Vor sechs Wochen sind die vier im Rahmen der Amtshilfe des Landkreises Oldenburg nach Wildeshausen gekommen. Inzwischen wurden die provisorischen Feldbetten gegen Etagenbetten ausgetauscht. Jede Familie kann hinter Stellwänden etwas Privatsphäre genießen.

Der einjährige Miran kennt sein Heimatland nicht

"Zu Hause fühlen wir uns hier nicht", gibt Mariam Taramoush zu. Die 33-Jährige ist trotzdem froh, hier zu sein: "Seitdem Krieg in Syrien herrscht, haben wir in Aleppo kein fließendes Wasser mehr gehabt und mein Elternhaus wurde zerbombt. Hier haben wir wenigstens ein Dach über dem Kopf." Auch ihr Sohn Miran kann hier wohlbehalten aufwachsen. Der Einjährige hat sein Vaterland noch nie gesehen - er kam auf der Flucht, in der Türkei, zur Welt. Dort lebte die Familie zwei Jahre lang. Zinar Kalash jobbte dort in einer großen Bäckerei. Doch das Geld reichte nicht zum Leben. Schließlich verkauften sie ihren gesamten Schmuck und bezahlten davon die Fahrt mit dem Schlauchboot nach Griechenland. "Die Reise nach Deutschland kostete uns insgesamt über 6.000 Euro", sagt der studierte Musiklehrer.

Die zurückgelassene Mutter starb vor Kurzem

Das Ehepaar hat auch Zinars Bruder Abdul Rahman in Obhut genommen. Der 16-Jährige würde hier in Deutschland gerne eine Ausbildung beginnen. "Ich denke, ich könnte gut Computer reparieren. Auf jeden Fall möchte ich so schnell wie möglich Deutsch lernen und ein Leben in Normalität führen", sagt er. Die Familie hat in Syrien viele Verwandte zurückgelassen. Besonders tragisch: Die Mutter von Mariam ist vor Kurzem gestorben. "Sie war schwer krank. Als ich Syrien verließ, wusste ich, dass wir uns zum letzten Mal sehen würden", sagt Mariam Taramoush traurig. Eine Helferin vom Malteser Hilfsdienst brachte ihr Blumen ins Zimmer. "Alle sind hier sehr freundlich zu uns. Wildeshausen ist wunderschön", sagt die 33-Jährige.

Größter Wunsch ist eine eigene Wohnung

Oft gehen die Eltern mit Miran auf den nahegelegenen Spielplatz zum Schaukeln. "In Syrien wäre das unmöglich gewesen", sagt Vater Kalash. Sein größter Wunsch ist es, in Wildeshausen eine eigene Wohnung zu beziehen und "endlich in Ruhe" zu leben.

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Die Schatten einer Frau, eines Kindes und eines Mann vor einer Mauer. © photocase.de Foto: krockenmitte

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Hallo Niedersachsen | 28.11.2015 | 19:30 Uhr

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