Windkraft-Ausbau: Ziele gut, aber (noch) unrealistisch?
Die Abhängigkeit von russischer Energie soll verringert werden, auf zwei Prozent der Landesfläche soll Windenergie produziert werden. Sind die Pläne der Politik realistisch? Die Wirtschaft ist skeptisch.
Zurzeit wird auf 1,1 Prozent der Fläche Niedersachsens Windkraft erzeugt. Dieser Wert soll sich nach Vorgaben der Bundesregierung bis Ende 2026 verdoppeln. Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) will die Landkreise dazu verpflichten, künftig mehr Flächen zur Windenergie-Erzeugung zu nutzen. Siemens Gamesa in Cuxhaven stellt zwar schon wieder Leute ein, weist aber darauf hin, dass auch das Stromnetz parallel zum Bau von Windkraftanlagen ausgebaut werden müsse. Sonst gelange der produzierte Strom nicht zu den Verbrauchern. Und beim Windkraftanlagenbauer Enercon aus Aurich heißt es, dass die Richtung zwar stimme. Die Zielvorgaben aus der Politik würden aber nichts an den langen Genehmigungsverfahren für den Aufbau von Windrädern ändern.
Bekenntnis zur Windkraft allein reicht nicht aus
Der reine Bau eines Windparks dauert zwar nur bis zu sechs Monate. Die Planung allerdings bis zu fünf Jahre. Ein Jahr dauert es allein, um ein Umweltschutzgutachten für den Bau zu machen, sagen Ingenieure, die mit der Planung von Windkraftanlagen betraut sind. Aus dem niedersächsischen Umweltministerium heißt es denn auch, dass künftig nicht mehr als ein Jahr vergehen soll, bis die Anlagen stehen. "Bisher haben wir keine Hinweise darauf, dass das besser wird", sagte ein Planer dem NDR Niedersachsen. "Wir haben die richtigen Startschüsse der Politik vernommen, jetzt sind wir gespannt, wie sich das praktisch in den Genehmigungsverfahren auswirkt." Um die Ziele zu erreichen, schlagen Planungsingenieure vor, dass sich die Verantwortlichen aus Wirtschaft, Verwaltungen und Umweltschutz vernetzen. Setzten sich alle von vornherein an einen Tisch, würden zeitraubende Konflikte gar nicht erst entstehen. Denn auch das befürchten die Planer: Diese Konflikte werden nicht allein dadurch vermieden, dass die Politik sich nun sehr deutlich zur Windkraft bekennt.