Kanalisationswasser fließt in Jadebusen: Schwimmer protestieren
In den Jadebusen fließen bei starkem Regen Fäkalien aus der Kanalisation. Wassersportler ekeln sich und demonstrieren heute in Wilhelmshaven mit einer Menschenkette für sauberes Wasser.
Wenn bei der DLRG die rote Fahne weht, sollte man tunlichst auf das Schwimmen am Wilhelmshavener Südstrand verzichten: Die Fahne signalisiert nämlich, dass die Wasserqualität gerade nicht gut ist. Und es dauert in der Regel ein bis zwei Tage, bis die Fäkalien im Mischwasser von den nächsten Hochwassern hinaus in die Nordsee geschwemmt werden. Weil die Schwimmer das nicht mehr hinnehmen wollen, wollen sie heute Nachmittag aus Protest eine Menschenkette bilden, beginnend am Banter Siel. Das ist der Ort, an dem über ein Rohr Abwasser direkt in den Jadebusen eingeleitet wird. Die Kette soll über 900 Meter bis zum Fliegerdeich gehen, an dem die Wasserfreunde ganzjährig baden.
Fäkalien flossen in diesem Sommer besonders oft in den Jadebusen
Die Schwimmer wollen die Stadt Wilhelmshaven mit ihrem Protest mahnen, endlich etwas gegen das Einleiten von Mischwasser zu unternehmen. Das fand in diesem Sommer wegen des vielen Regens noch häufiger statt als sonst. Maike Schun, Ingenieurin und Leiterin bei den Technischen Betrieben Wilhelmshaven: "In den Sommermonaten von Mai bis August 2024 wurde insgesamt acht Mal Mischwasser über das Banter Siel in den Jadebusen abgeschlagen". Dabei geht es um keine geringen Mengen. Im Mai waren es laut ihren Angaben drei sogenannte Abschläge mit einer Menge von 46.030 Kubikmetern Mischwasser. Im Juni noch einmal zwei Einleitungen mit etwa der gleichen Menge. Im Juni dann eine, im August zwei und auch im September waren es bisher zwei Einleitung von Mischwasser.
Untersuchungen des Wassers unauffällig
Die Abschlagsmengen sowie das Einleitdatum werden auf der Webseite unter der Rubrik "Mischwasserkanalisation 2018 - Technische Betriebe Wilhelmshaven" veröffentlicht. Dort wird auch tagesaktuell die letzte Einleitung am Banter Siel angezeigt. Auf die Frage nach der Belastung mit Fäkalkeimen wie E-Coli Bakterien heißt es: "Zur Beurteilung von Badegewässern wurden europaweit einheitliche Grenz- und Richtwerte festgelegt. Die bisherigen Ergebnisse der seit Jahren während der Badesaison am Südstrand alle 14 Tage durch das örtliche Gesundheitsamt durchgeführten Untersuchungen sind unauffällig." Die Untersuchungsergebnisse werden jeweils im Internet, von der Presse und am Südstrand veröffentlicht.
Das Dilemma der Mischwasser-Einleitungen bleibt
Die Schwimmer am Südstrand beruhigt das nicht: "Wir ekeln uns, wenn Fäkalien an einem vorbei treiben", so die Schwimmer. Sie erwarten, dass auch das überschüssige Mischwasser in Zukunft nur noch geklärt in den Jadebusen gelangen darf. Aber noch gibt das Abwassersystem der Stadt Wilhelmshaven das nicht her, so Maike Schun: "Bei einer Mischwasserkanalisation, in der sowohl Oberflächen- als auch Abwasser zusammengeführt werden, kann es bei starken Niederschlägen zu einer Überlastung des Systems kommen. Wenn das Kanalnetz und alle Speicherbecken vollständig gefüllt sind und die Kläranlage keine weiteren Mengen mehr aufnehmen kann, muss überschüssiges Mischwasser in den Jadebusen gepumpt werden, um Überflutungen im Kanalsystem zu verhindern." Das diene dem Schutz der Infrastruktur und verhindere Schäden durch Rückstau in den Wohngebieten, heißt es von den technischen Betrieben.