Traditionelle friesische Nachnamen wohl bald wieder möglich
Die Bundesregierung will das deutsche Namensrecht modernisieren. Dabei sind unter anderem Neuerungen für Ostfriesen, Saterfriesen und Nordfriesen geplant - oder eher: eine Rückkehr zu alten Bräuchen.
In Zukunft könnte es wieder mehr Nachnamen wie Jansen, Larsen oder Peters geben, denn das reformierte Namensrecht gibt den Friesen das Recht, ihren Nachnamen nach friesischer Tradition zu bilden. Also nach dem Vornamen des Vaters oder - das Namensrecht ist auch modernisiert worden - nach dem Vornamen der Mutter. Zum Beispiel Paul Svensen, wenn der Vater Sven heißt, oder Paul Annasen, wenn die Mutter Anna heißt. Eine Tochter mit dem Namen Paula hieße dann zum Beispiel Paula Svens oder Paula Annas. Am Donnerstag wurde das Gesetz in den Bundestag eingebracht. Umstritten ist die Reform nicht.
Friesischer Name wichtig für die Identität
Für Gösta Nissen vom Minderheitensekretariat in Berlin ist diese Namensrechtsreform längst überfällig, denn die Westfriesen in den Niederlanden hätten schon lange das Recht, ihren Namen nach ihrer Tradition zu bilden. Mit dieser Reform passe sich Deutschland nun dem internationalen Namensrecht an. Für die Minderheiten sei das wichtig, weil es helfe, kulturell sichtbar zu sein, sagt Nissen. Und Stefan Seidler, der sich als Bundestagsabgeordneter vom Südschleswigschen Wählerverband auch als politischer Vertreter der nationalen Minderheiten versteht, ergänzt: Die friesischen Namen seien Teil der friesischen Identität und Kultur und gehörten zur Selbstbestimmung.
Großes Interesse an traditionellen Nachnamen
Und das sehen offenbar auch viele Ost-, Sater- und Nordfriesen so, denn er bekomme jetzt schon laufend Anfragen, wie man nach der Reform seinen Namen in Zukunft bilden könne, sagt Seidler. Den norddeutschen Abgeordneten wundert das nicht, denn er erlebe schon seit einiger Zeit, dass sich immer mehr Menschen auf das Regionale und die Heimat zurückbesinnen.
Ostfriese ist, wer sich als Ostfriese fühlt
Und dabei gilt: Heimat ist, was man als Heimat empfindet. Oder anders gesagt: Friese ist, wer sich als Friese fühlt. Denn dafür sorgt in Deutschland die Bekenntnisfreiheit der Minderheiten. Das Bundesjustizministerium schreibt dazu: "Das Namensrecht gilt für alle, die sich der friesischen Volksgruppe zugehörig fühlen."
Große Zustimmung für Namensreform
Übrigens: Die traditionelle Namensbildung soll nicht nur für die friesische Volksgruppe möglich werden, sondern auch für die dänische Minderheit und für die Sorben. Die Eltern aller dieser Minderheiten bekommen das Recht, ihrem Kind einen Nachnamen nach ihrer jeweiligen Tradition zu geben. Kinder und auch Erwachsene werden sich einmalig umbenennen dürfen.