Seehundstation Norddeich: 110 Heuler werden aufgepäppelt
In der Seehundstation Norddeich leben aktuell 110 verwaiste Seehunde. Die Pfleger kümmern sich um die Heuler, bis sie auch allein zurechtkommen. Inzwischen konnten die ersten Tiere ausgewildert werden.
Wie alle Säugetiere sind auch Seehunde in den ersten Lebenswochen auf ihre Mutter angewiesen. Verlieren sie ihre Mutter und werden rechtzeitig im Wattenmeer entdeckt, kann die Seehundstationen versuchen, die Heuler durchzubringen. In Norddeich werden sie zunächst mit Milchersatz gefüttert, bis sie auch Fische fressen. "Wir ersetzen die Mutter, bis sich die Heuler eine ordentliche Fettschicht bei uns angefressen haben", sagt Tim Fetting dem NDR Niedersachsen. Er ist Tierpfleger in der Seehundstation in Norddeich - und dort entwickeln sich die Heuler aktuell "prächtig".
Junge Seehunde werden in Norddeich aufgepäppelt
Zunächst kommen aufgenommene Heuler in die kleineren Aufzuchtbecken. Werden die Tiere selbstständiger, können sie in die größeren Auswilderungsbecken. Anfangs müssen sie beim Fressen auch noch unterstützt werden, "bis sie verstanden haben, dass der Fisch ganz schön lecker ist, den wir ihnen anbieten. Dann fangen sie an, selbstständig zu fressen", sagt Fetting. Nach etwa 65 Tagen in der Seehundstation werden die Heuler ausgewildert. In Norddeich beginnt die Auswilderung normalerweise ab August. Bei gut entwickelten Tieren kann es aber auch schon mal sein, dass sie früher wieder in die Nordsee entlassen werden können. Und so ist es auch in diesem Jahr: Die ersten 30 Seehunde befinden sich im sogenannten Auswilderungsbecken und werden auf die Freiheit vorbereitet.
Heuler weinen, weil sie ihre Mutter verloren haben
Seehundbabys kommen laut Seehundstation Norddeich normalerweise im Mai und Juni zur Welt. Schon kurz darauf landen die ersten Seehundwelpen in den Seehundstationen. Heuler sind junge Seehunde, die kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt und daher auch länger nicht mehr gesäugt wurden. Dann heulen sie vor Hunger - daher die Bezeichnung Heuler.
Touristen sollen Rücksicht nehmen
Seehundstationen appellieren jedes Jahr an Touristen, Rücksicht zu nehmen. Denn oft sind die Gründe für eine Trennung zwischen Seehundmutter und ihren Jungen auch Menschen, die die Tiere stören. Die Seehundstation Norddeich gibt Hinweise, wie sich Touristen verhalten sollten:
- Abstand zu den Seehunden halten - mindestens 300 Meter
- keine Fotos von und mit Seehunden machen
- kein einsames Jungtier anfassen - sonst erkennt die Mutter ihr Junges nicht mehr am Geruch und nimmt es nicht mehr an
- Sandbänke möglichst nicht betreten