Zwei Heuler schauen in die Kamera in der Seehundstation in Norddeich. © Seehundstation Norddeich

Nachwuchs bei Seehunden: Touristen sollen Rücksicht nehmen

Stand: 15.06.2024 10:45 Uhr

28 Heuler werden derzeit in der Seehundstation Norddeich (Landkreis Aurich) versorgt. Damit nicht noch weitere Jungtiere von ihren Müttern getrennt werden, sollen Besucher am Strand Abstand zu den Tieren halten.

Der Leiter der Norddeicher Seehundstation, Peter Lienau, ruft Wattwanderer, Wassersportler und andere Wattenmeerbesucher dazu auf, einen Bogen um die Seehunde und ihren Nachwuchs zu machen. "Wir raten zu einem Abstand von mindestens 300 Metern", sagte der Experte. "Und bitte keine Selfies mit Seehunden." Immer wieder komme es zu Störungen, da Menschen Fotos von und mit Seehunden machen wollten. Die Geburts- und Liegeplätze im Nationalpark liegen in der Regel in der Schutzzone 1 und dürfen nicht betreten werden.

Experte: Nicht jeder junge Seehund brauche Hilfe

Wird ein Jungtier allein am Strand oder auf einer Sandbank gesichtet, bedeute das nicht zwangsläufig, dass es dauerhaft von seiner Mutter getrennt ist. "Die jungen Seehunde werden auf den Sandbänken gesäugt und während der Nahrungssuche kurzfristig abgelegt", sagt Lienau. Würden das Jungtier und seine Mutter gestört, könne es passieren, dass der Nachwuchs nicht ausreichend gesäugt werden kann. Ihm fehle dann die Kraft, dem Muttertier zu folgen. "Wir Menschen müssen respektieren, dass wir uns im Wohn- und Schlafzimmer der Seehunde aufhalten und hier nur zu Gast sind." Bisher hat die Aufzuchtphase bei den Seehunden ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Etwa ab August ist der Nachwuchs in der Lage, selbständig zu überleben, und braucht keinen Kontakt mehr zur Mutter.

Erste Heuler bereits Mitte Mai gefunden

Die ersten drei Fundtiere der Saison wurden bereits Mitte Mai auf den Inseln Norderney, Wangerooge und Spiekeroog entdeckt, teilte die Seehundstation in Norddeich am Freitag mit. Die Heuler namens Kate, Fiete und Popcorn seien Frühgeburten gewesen. Die 28 jungen Seehunde, die derzeit in der Station versorgt werden, seien alle mutterlos, also als Heuler im Bereich der niedersächsischen Küste und auf den vorgelagerten Inseln gefunden worden. Die Experten in Norddeich gehen davon aus, dass jeder zweite eingelieferte Heuler seine Mutter verloren hat, weil Spaziergänger sie gestört haben.

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