Lokführer-Prüfung vereinfachen? Gewerkschaft dagegen

Stand: 03.04.2023 22:16 Uhr

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will die Lokführer-Prüfung nicht vereinfachen. Verkehrsminister Lies hatte sich dafür eingesetzt, nachdem die Hälfte der Prüflinge bei der Nordwestbahn durchgefallen war.

Das private Bahnunternehmen erklärte, dass die Durchfaller-Quote nach der zehnmonatigen Ausbildung noch nie so hoch gewesen sei. Dabei seien die Prüfungsanforderungen nicht verschärft worden. Mit Blick auf die fehlenden Lokführer hatte Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) gefordert, gegenzusteuern. Die Prüfung für Lokführerinnen und Lokführer müsse so niedrigschwellig wie möglich sein, sagte er. "Vielleicht sollte man eher darüber nachdenken, die Ausbildung zu verlängern", sagte Harald Ketelhöhn, Erster Stellvertretender Bezirksvorsitzender der GDL Nord, im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen. Dass die Bahn das sicherste Verkehrsmittel in Deutschland sei, liege sicher an der guten Ausbildung der Lokomotivführer. "Dieses hohe Gut sollten wir uns erhalten."

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Ein Zug der Nordwestbahn in einem Bahnhof © picture alliance/dpa Foto: Hauke-Christian Dittrich
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Lokführermangel: Zugausfälle bei Nordwestbahn

Die Hälfte der angehenden Lokführer ist bei Prüfungen durchgefallen. Auf zwei Strecken werden nun Busse eingesetzt. (29.03.2023) 1 Min

GDL: Lokführer-Beruf besonders anspruchsvoll

Die Durchfaller-Quote bei der dreijährigen Ausbildung liegt Ketelhöhns Schätzungen zufolge bei zehn Prozent, eher weniger. Damit fällt sie deutlich geringer aus als bei dem aktuellen Jahrgang in der kürzeren Weiterbildung zum Lokführer. Diese dauert zehn Monate. Eine mögliche Erklärung: Der Beruf des Lokführers sei ein "sehr technisch versierter Beruf". Einige der Quereinsteiger hätten jedoch keine Vorbildung im technischen Bereich.

Zugausfälle betreffen Pendler und Urlauber

Wegen des jetzt fehlenden Nachwuchses kann die Nordwestbahn im April nicht alle Strecken bedienen. In Niedersachsen betrifft das zwei Verbindungen: Ab sofort verkehren zwischen Verden und Rotenburg, wo vor allem Pendler die Nordwestbahn nutzen, drei Wochen lang Busse statt Züge. Diese sollen nach Angaben der Nordwestbahn allerdings fast genauso schnell unterwegs sein. Nach Ostern ist auch die Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven betroffen. Die Verbindung, die gerade über die Feiertage viele Urlauber auf dem Weg zu ihren Ferienzielen an der Küste nutzen, wird dann teilweise von Ersatzbussen bedient.

Wann fahren die Züge - und bis wohin?

Urlauber müssen sich auf weniger Platz in den noch fahrenden Zügen der Deutschen Bahn und auf geänderte Abfahrtszeiten einstellen. Reisende sollten sich im Vorfeld erkundigen, wie sie dann an die Küste und zu den Fährhäfen reisen können und wie sie wieder wegkommen. Der Nordwestbahn sei wegen des Lokführermangels nichts anderes übrig geblieben, als den Fahrplan auszudünnen, sagte ein Sprecher.

Geld für ausgefallene Fahrten soll einbehalten werden

Minister Lies zeigte sich verärgert über die Zugausfälle. Die Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven sei schon seit Jahren von Einschränkungen betroffen, sagte der SPD-Politiker. "Es ist absolut inakzeptabel, dass es jetzt schon wieder diese Strecke trifft." Das Unternehmen erhält von der Landesnahverkehrsgesellschaft Geld für jede Zugfahrt. Für ausgefallene Fahrten soll dies nun einbehalten werden. "In welchem Umfang, prüfen wir derzeit", sagte der Verkehrsminister. Wenn künftig Strecken neu ausgeschrieben werden, sollen strengere Sanktionen festgelegt werden. Die Durchfallquote bei den Prüfungen sei generell hoch und die 50-Prozent-Quote nicht ungewöhnlich. Unternehmen müssten entsprechend versuchen, so viele wie möglich auszubilden, um am Ende trotzdem genügend Personal zu haben. Lies mahnte zudem an, dass die Nordwestbahn sehr kurzfristig über das Problem informiert habe.

ProBahn: Pendler müssen früher losfahren

Malte Diehl vom Fahrgastverband ProBahn versteht zwar, dass bei der Nordwestbahn, so wie in vielen anderen Bereichen, Fachkräfte fehlen. Er kritisiert aber den Einsatz von Ersatzbussen. Vor allem die Berufspendler zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg müssten dann täglich eine halbe Stunde früher losfahren und kämen eine halbe Stunde später zurück als sonst.

Lokalpolitiker sind unglücklich über Busverkehr

Rotenburgs Bürgermeister Torsten Oestmann (parteilos) betonte, Busse könnten die umweltfreundlichen, zuverlässigen Züge auf der Strecke zwischen Rotenburg und Verden niemals ersetzen. Auch der Vertreter des Verdener Bürgermeisters ist nicht glücklich über die Ersatzbusse, da sie länger für die Strecke bräuchten als die Züge.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 03.04.2023 | 21:45 Uhr

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