LivingLab Teufelsmoor: Klima schützen und dabei Geld verdienen
In früheren Jahrhunderten wurden Moore trockengelegt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen. Doch intakte Moore sind bedeutend für den Klimaschutz. Das Projekt LivingLab Teufelsmoor sucht den Kompromiss.
Auf der Fläche in der Hammeniederung im Landkreis Osterholz wiegen sich die Binsen im Wind. Früher war hier eine Weide, auf der Kühe gegrast haben. Heute ist das nicht mehr möglich, denn die Fläche im Teufelsmooor wurde wiedervernässt und in den Moorpflanzen steckt viel zu wenig Energie. Die Tiere würden schlichtweg nicht satt werden. Beim Forschungsprojekt LivingLab Teufelsmoor geht es unter anderem um die Frage, wie sich die Gräser aus den wiedervernässten Gebieten verwerten lassen. Die Landwirtschaftskammer und das Thünen-Institut aus Braunschweig versuchen gemeinsam mit weiteren Partnern, Nutzungsmöglichkeiten für die Pflanzen zu finden.
Aus Moorpflanzen werden Eierkartons
Eine Idee: "Aus Binsen und anderen Pflanzen lassen sich Dämmstoffe für den Hausbau, aber auch beispielsweise Eierkartons produzieren", sagt Projektkoordinatorin Isabelle Vogel von der Landwirtschaftskammer. Auch als Einstreu für Tiere lassen sich die Pflanzen verwenden. Das LivingLab Teufelsmoor wird aus dem Klima- und Transformationsfonds des Bundes mit insgesamt rund zehn Millionen Euro finanziert und soll über zehn Jahre laufen.
Trockene Moore sind Klimakiller
Rund 100 Hektar Moorboden sollen über das Projekt wiedervernässt werden. Denn trockengelegte Moore sind klimaschädlich. Laut Berechnungen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) entstanden im Jahr 2020 aus Moorböden und weiteren kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen Treibhausgasemissionen im Umfang von 15,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das entspricht rund 18 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen des Bundeslandes. Zusammen mit den Emissionen aus der Torfproduktion ergeben sich rund 17,6 Millionen Tonnen. "Moor muss nass", sagt beispielsweise der Agrarökonom Harald Grethe von der Berliner Humboldt-Universität. In früheren Zeiten allerdings sah man das anders: Der Bau von Siedlungen, Landwirtschaft und Tierhaltung war den Menschen wichtiger.
Moore wurden zu Äckern
Bereits im 17. Jahrhundert entstanden in Niedersachsen Kanäle, um die nassen Gebiete zu entwässern. Moorbauern bauten Torf als Brennstoff ab. Die Moorflächen wurden mit Sand überdeckt, aufgedüngt und als Ackerland genutzt. Das Leben der ersten Moorbauern war von Not, harter Arbeit und Entbehrungen geprägt. "Damals hatten die Menschen ganz klar das Ziel, eine Lebensgrundlage zu schaffen und das Moor in gewisser Weise zu bezwingen", erklärt Heinrich Höper, Experte für Moor- und Klimaschutz am LBEG.
"Die Menschen waren fest davon überzeugt, das Richtige zu tun"
Im 18. Jahrhundert ließ König Georg III. Teile des Teufelsmoors erschließen, damit dort Menschen leben konnten: "Er wollte steuerzahlende Bürger ansiedeln", so Höper. "In früheren Zeiten hat man nicht gewusst, wie klimaschädlich die Entwässerung der Moore ist", sagt Isabelle Vogel von der Landwirtschaftskammer. "Damals waren die Menschen fest davon überzeugt, das Richtige zu tun." Noch bis in die 1870er-Jahre wurde die Moorbrandkultur praktiziert - die Bauern legten die obere Bodenschicht trocken und zündeten sie an. Dadurch wurden Kalium und Phosphor aus den verbrennenden Pflanzen freigesetzt, die den Boden düngten. "Allerdings führte dieses Verfahren im Teufelsmoor dazu, dass die Stadt Bremen regelmäßig eingeräuchert wurde", erklärt Höper. Deswegen sei die Moorbrandkultur schließlich verboten worden.
Wiedervernässung: Ein Projekt für Generationen
Nun sollen Moorflächen im großen Stil wiedervernässt werden - das LivingLab Teufelsmoor ist nur eines von mehreren Forschungsprojekten. Heinrich Höper ist sich sicher: "Es hat mehrere Generationen gedauert, das Moor trockenzulegen - und es wird vermutlich noch länger dauern, es wieder nass zu bekommen."