Leben auf einem Segelboot: Auf 15 Quadratmetern um die Welt
Anna Lange und Malin Knodel leben seit vier Jahren auf ihrem Segelboot "Hevandelli" - auf nur 15 Quadratmetern Wohnfläche. "Wir haben alles, was wir brauchen", sagen die 27-jährigen Oldenburgerinnen.
Für sie ist das Leben unterwegs längst normal geworden. Aber: "Meine Nähmaschine musste mit", erinnert sich Anna Lange an den Sommer 2019, als ihre Reise startete. "Und mein Fußball", fügt Malin Knodel lachend hinzu. Auch wenn sie zugeben muss, dass die Nähmaschine sich als nützlicher erwiesen hat. "Ich hab' damit schon ein gerissenes Segel geflickt oder im Winter Gardinen und kaputte Kleidung", sagt Lange. Egal, wo sie sind - ob sie durch die Ostsee segeln oder die Nordsee erkunden, vor der Küste Gibraltars liegen oder in Norwegen - ihr Zuhause haben sie immer dabei. "Ich könnte es mir gar nicht anders vorstellen", sagt Knodel.
Losgefahren, ohne segeln zu können
Dabei hatten die beiden keinerlei Segelerfahrung, als sie beschlossen, nach ihren Ausbildungen zur Einzelhandelskauffrau und Gestalterin für visuelles Marketing alles zu verkaufen und eine große Reise zu starten. "Viele unserer Freunde sind nach dem Abi ein Jahr ins Ausland gegangen, darauf hatten wir verzichtet", erklärt Anna Lange, die mit Knodel schon seit der fünften Klasse befreundet ist. Direkt nach der Ausbildung ging es deshalb mit einem für 1.000 Euro gekauften Boot über die Kanäle ins Mittelmeer. Nachdem sie dort einen Wassereinbruch hatten, setzten sie ihre Reise mit dem Segelschiff von Langes Großvater fort. Seitdem ist die zehn Meter lange und 3,5 Meter breite "Hevandelli" ihr Zuhause.
Alles musste weg
"Eigentlich haben wir alles verkauft, was wir hatten", erzählt Malin Knodel. "An Kleidung habe ich zum Beispiel nur noch zwei Hosen und vier T-Shirts." Dazu kommen vier paar Schuhe und wetterfeste Segelkleidung. Lange ergänzt: "Wichtig ist, dass man praktische Sachen dabei hat und nicht unbedingt schöne." Nachdenklich schaut die 27-Jährige in die Luft: "Schade eigentlich. Ich würde gerne mal was Schickeres anziehen." Für vieles ist schlichtweg kein Platz. Geschirr für zwei Personen, ein kleiner Herd mit zwei Platten, ein Kamin für den Winter - das war’s. Wichtigste Anschaffung? "Vernünftige Matratzen", sind sich die beiden einig. Lange hat sich ihre verlängern lassen, da sie mit 1,85 Metern Größe vorher zu wenig Platz zum Liegen hatte.
Ein kleiner Luxus zwischendurch
"Und ab und zu gönnen wir uns auch mal einen Luxus", sagt Anna Lange. Eine eigene Schlafkoje mit Tür haben sie ohnehin, außerdem eine Toilette. Seit Kurzem ist auch ein Milchaufschäumer dabei, eine Warmwasserleitung sorgt für angenehme Temperaturen beim Waschen. Wenn sie mal längere Zeit in einem Hafen liegen, kaufen die Frauen Essen ein. "Den Stauraum auf dem Schiff nutzen wir hauptsächlich für haltbare Lebensmittel", erklärt Malin Knodel. Ihr Lieblingsgericht? "Nudeln mit Ketchup und Pasta aller Art. Am besten etwas, was man in einem einzigen Topf zubereiten kann." Denn abwaschen mögen beide nicht gerne. Genau wie Wäsche waschen. "Richtig mit Waschsalon machen wir das nur so alle zwei bis drei Monate, wenn's halt gar nicht mehr anders geht", sagt Malin Knodel. Ohne Waschmaschine und Trockner ist das sehr aufwendig.
Ohne Kommunikation geht es nicht
Wie halten beide es überhaupt so lange gemeinsam auf engstem Raum aus? "Wir haben kein Geheimrezept", sagt Malin Knodel. "Kommunikation ist das Wichtigste. Wir reden viel miteinander". Auch im Winter, wenn sie mal monatelang im Hafen liegen wie zum Beispiel im schwedischen Malmö oder in der Bretagne, fällt ihnen nicht die Decke auf den Kopf. Am Schiff gibt es immer was zu tun, der Motor muss gewartet werden, neue Sitzkissenbezüge genäht. Und: "Rausgehen hilft immer, bei jedem Wetter", sagt Anna Lange. Am liebsten in die Natur. "Städte überfluten uns mittlerweile mit Reizen", stellen die beiden fest. Wenn es nach ihnen geht, kann es ewig so weitergehen. So lange ihnen das Geld nicht ausgeht - momentan wird es dank Werbeeinnahmen durch ihren Youtube-Kanal immerhin nicht weniger. Traumziele haben sie immer noch: "Ich möchte mal nach Kanada", sagt Knodel. "Und ich auf die griechischen Inseln", ergänzt Lange. Und da solle es auch bald hingehen. Vielleicht schon im kommenden Jahr.