Kirchenvorstand blockiert Modernisierung - Pastorin will weg
Das Dorf Stapelmoor (Landkreis Leer) droht, seine reformierte Pastorin Barbara Wündisch zu verlieren. Der Grund: Ärger mit dem Kirchenrat. Gemeindemitglieder wollen um ihre Pastorin kämpfen.
In der Dorfgemeinde Stapelmoor will die reformierte Pastorin Barbara Wündisch vorzeitig aufhören. Dabei kommt sie mit der Gemeinde gut zurecht - nicht aber mit dem Kirchenvorstand. In der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde im Rheiderland setzt die Pastorin sich für eine Modernisierung des Gottesdienstes und der Gemeindehäuser ein. Zum Beispiel habe sie vorgeschlagen, das Jugendheim zu renovieren oder ein Bücherregal für Tauschbücher im Gemeindehaus auszustellen, sagte Wündisch dem NDR Niedersachsen. Doch der Kirchenrat habe alle Vorschläge abgelehnt.
Frauen sollten sich in der Küche unterhalten
Selbst als ein Sponsor der Gemeinde eine Spülmaschine auf den Hof stellte, musste diese auf Anordnung des Kirchenvorstands wieder zurückgeschickt werden, so Barbara Wündisch. Die Frauen in der Gemeinde seien wütend, weil sie viel Arbeit mit dem Spülen von Geschirr nach Beerdigungen oder Teetafeln hätten. Dabei werde ihnen vorgeschrieben, wie sie diese Arbeit zu erledigen haben. "Weil ein, zwei Männer gesagt haben: Es ist so schön, wenn sich die Frauen beim Spülen unterhalten, sonst geht die Kommunikation verloren." Außerdem wüssten die Frauen laut den Vorstandsmitgliedern nicht genau, wie man eine Spülmaschine bedient, und das dreckige Geschirr bliebe stehen.
Gemeinde demonstriert für den Verbleib der Pastorin
Den Kirchenrat könne man als Patriarchat bezeichnen, sagt die Pastorin. Veränderungen oder Neues wagen sei unerwünscht. Sie hat sich deswegen auf eine neue Stelle in der Krummhörn beworben. Die Gemeindemitglieder wollen am Mittwoch dafür demonstrieren, dass Barbara Wündisch in Stapelmoor bleibt. Mehr als 300 Menschen haben sich dafür in einer WhatsApp-Gruppe zusammengeschlossen. "Uns würde es leid tun, wenn sie wirklich geht", sagte ein Gemeindemitglied dem NDR Niedersachsen. Die Pastorin sei sehr beliebt. Ein weiteres Mitglied erklärte, er fürchte, "dass wir in allzu naher Zeit keinen neuen Pastor oder Pastorin bekommen." Schließlich seien auch in der Kirche Fachkräfte rar.
Präses der Reformierten lädt zum Gespräch
Der Kirchenratsvorsitzende Berthold Groenewold wollte sich zu den Vorwürfen von Barbara Wündisch gegenüber dem NDR nicht äußern. Er bestätigte lediglich, dass sich die Pastorin auf eine andere Stelle beworben habe. Der Präses der Reformierten im Rheiderland, Art Nap, hat für Mittwoch zu einem Gespräch mit der Pastorin und dem Kirchenrat eingeladen - "damit die Gemeinde nicht auseinanderbricht." Barbara Wündisch sagte dem NDR, sie wolle in Zukunft frei handeln können. In der Gemeinde sei zu allem Nein gesagt worden. "Die Kirche sollte viel öfter Ja sagen zu den Menschen, zu ihrer Lebensweise - und zur Spülmaschine."