Initiative um Unternehmer bietet Extremisten auf TikTok Paroli

Stand: 19.03.2025 15:56 Uhr

Manfred Hoogestraat ist ein Unternehmer aus Emden und engagiert sich mit einem neuen Projekt gegen Fake News im Netz. Er produziert mit Mitstreitern TikTok-Clips, die Jugendlichen helfen sollen, sich eine Meinung zu bilden.

"Die Regierung macht Schulden ohne Ende! Sie nennen es 'Sondervermögen' - aber wir wissen doch alle: Das ist nur ein anderer Name für noch mehr Steuerverschwendung", ruft Dmitrij Tarasenko in die Kamera - eingetaucht in blaues Licht und vor einer weißen Leinwand. "Noch aufgeregter, mehr Empörung", korrigiert ihn sein Kollege Jascha Helmer aus dem Off. Die beiden Videoproduzenten nehmen im Studio gerade ein TikTok-Video auf - gegen Falschaussagen und für mehr Fakten in den sozialen Medien. 

Fake News als "Trojanisches Pferd"

Manfred Hoogestraat sitzt an einem Tisch. © NDR Foto: Grim
Der Unternehmer Manfred Hoogestraat engagiert sich gegen Falschaussagen im Netz.

"Wir starten bei unseren Videos mit einer typischen Falschaussage, wie sie oft in den sozialen Medien zu hören ist", erklärt der 35-jährige Tarasenko. Ein "Trojanisches Pferd" nennen sie es. "Und lösen das dann im nächsten Teil mit Fakten auf. Erklären, warum das einfach so alles nicht stimmt." Zwischen 25 und 40 Sekunden sind diese Videos lang, die sich zum Beispiel um Windkraft drehen, um den Euro als angeblich hyperinflationäre Währung oder um Gleichberechtigung. "Deutschland Ehrenland" heißt der Account, unter dem sie die Clips veröffentlichen.

Idee: Jugendliche da erreichen, wo sie sich informieren

Die Idee zu diesen Videos hatte der Emder Unternehmer Manfred Hoogestraat. "Wir wollen die Jugendlichen mit unseren demokratischen Inhalten da erreichen, wo sie unterwegs sind und sich informieren - in den sozialen Netzwerken", erklärt der 60-Jährige. "Mit unseren Informationen rücken wir Falschaussagen in ein neues Licht und wollen zum Nachdenken anregen." Denn dass es zum Beispiel bei TikTok von Falschaussagen nur so wimmele, habe er selber erlebt. Für seine Idee fand er schnell Mitstreiter: Patrick Mess von einer Lingener Kreativagentur schreibt die Drehbücher, die Videos produziert die Firma von Dmitrij Tarasenko.

Medienpädagogin lobt die Initiative

Julia Kehr-Ritz sitzt an einem Tisch. © NDR Foto: Grim
"Die Videos scheinen zu funktionieren", sagt Medienpädagogin Julia Kehr-Ritz.

"Grundsätzlich ist jede Initiative gut, die demokratische Inhalte auf TikTok vermittelt", sagt Julia Kehr-Ritz. Sie ist Medienpädagogin beim ServiceBureau Jugendinformation in Bremen. "Die Videos scheinen zu funktionieren, treffen die Zielgruppe." Emotionale Aussagen, die Empörung auslösen, seien besonders geeignet, um auf TikTok erfolgreich zu sein, betont Kehr-Ritz. Es gebe noch viele andere Beispiele von Einzelpersonen und öffentlichen Organisationen, die sich für Vielfalt und gegen Extremismus in den sozialen Medien einsetzen. Aber solch eine niedersächsische, spendenfinanzierte Initiative wie "Deutschland Ehrenland" habe sie bisher noch nicht gesehen.

Zielgruppe wird erreicht

"Wir erreichen mit unseren Videos genau diejenigen, die wir auch erreichen wollen", erklärt Drehbuchschreiber Patrick Mess. Das seien die Leute, die keine Extremisten seien, aber Falschaussagen erst einmal zustimmten, ohne sie zu hinterfragen. Menschen, die sich dann aber von Argumenten überzeugen ließen. Eine Million Views haben die knapp 20 Videos innerhalb von einer Woche auf TikTok erreicht, rund zehn Prozent der Menschen haben die Clips bis zum Ende gesehen. "Da können wir wirklich stolz drauf sein", sagt Initiator Manfred Hoogestraat. "Immerhin sind das 100.000 Menschen." 

Private Spenden finanzieren das Projekt

Finanziert wird die Produktion durch private Spenden, die Hoogestraat eingesammelt hat. "Wir alle arbeiten, so weit es geht, ehrenamtlich", erklärt er. Sie sammeln Fakten, checken Falschaussagen, suchen Quellen raus, die sie unter den Clips verlinken. Und sie wollen weitermachen. Themenideen haben sie genug. "Wenn wir nur ein paar Menschen zum Nachdenken anregen können, sind wir schon sehr zufrieden", sind sie sich alle einig.

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