Industrieschornsteine mit ausstoßendem Rauch gegen blauen Himmel. © picture alliance / imageBROKER | Lilly

IHK Oldenburg: Industrie verliert an Wettbewerbskraft

Stand: 04.04.2025 21:34 Uhr

Im vergangenen Jahr ist der Umsatz der Industrieunternehmen im Oldenburger Land um 2,4 Prozent gesunken. Auch die Sorge vor US-Zöllen steigt. Trotz schwieriger Zeiten, wurden aber mehr Ausbildungsverträge geschlossen.

von Pascal Klug

2024 war "kein gutes Jahr", sagte der Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik, Björn Schaeper, am Freitag bei der jährlichen Pressekonferenz der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Umsätze der Industrieunternehmen aus Bereichen wie Ernährung, Maschinenbau und dem Schiffbau in der Region seien zurückgegangen. Das liege vor allem an gestiegenen Lohn- und Energiekosten. Generell habe auch die Nachfrage in vielen Bereichen nachgelassen. Die Wirtschaftleistung sei oft sehr individuell abhängig von großen Aufträgen. Den größten Umsatzrückgang verzeichnet demnach die Region Wilhelmshaven mit fast zehn Prozent. Es gibt aber auch positive Beispiele wie den Landkreis Friesland. Hier habe sich vor allem die Flugzeugindustrie sehr positiv entwickelt, mit einem Umsatzgewinn von über fünf Prozent.

US-Zölle: Region weniger betroffen, dennoch abhängige Unternehmen

Nachdem US-Präsident Donald Trump auch Zölle auf EU-Exporte verhängen will, sieht laut IHK Oldenburg jedes dritte Unternehmen, das auch in die USA exportiert, mit Sorgen in die Zukunft. "Das ist eine Belastung für die Wirtschaft - 20 Prozent auf alles. Das wird uns auch hier auf die Füße fallen", so IHK-Geschäftsführer Felix Jahn. Zwar sei das Oldenburger Land verhältnismäßig wenig vom Export betroffen, jedoch gibt es auch Unternehmen, die stark davon abhängig sind. Jahn fordert nun von der EU-Kommission eine Verhandlung "mit Augenmaß", damit die Situation nicht in einem Handelskrieg endet.

Sondervermögen für A20-Bau und Bahnbrücke Elsfleth-Orth nutzen

Weitere Informationen
Autos fahren hinter einem Schild, das auf die A20 hinweist. © picture alliance/dpa Foto: Carsten Rehder

Niedersachsen hofft auf Geld für Autobahnprojekte

Verkehrsminister Lies sieht den Bund in der Pflicht, den Ausbau der A20 und A39 zu finanzieren. Gerade bei der A20 dränge die Zeit. mehr

Geht es nach den Verantwortlichen der IHK Oldenburg, so kann nicht schnell genug gehandelt werden. Es gebe viel zu tun. Vonseiten der neuen Bundesregierung solle vor allem das neue Sondervermögen für Infrastruktur "clever" investiert werden, damit die Wirtschaft auch in der Region wieder in Schwung gerät. Als Beispiele nannte Jahn Mittel für den Bau des ersten Abschnittes der A20 zwischen Westerstede und Jaderberg in den nächsten Haushalt einzustellen und auch die Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke bei Eslfleth-Orth. Neben einigen Großprojekten bleibe die Verbesserung der Schieneninfrastruktur im Nordwesten ein Schwerpunkt der IHK-Arbeit. Zusätzlich fordert die Kammer eine Senkung der Energiekosten und ein Abbau der Bürokratie für Unternehmen, damit die Region auch langfristig wettbewerbsfähig bleibe.

Positiver Trend bei Ausbildungsverträgen

Der Raum in der weitwinkeligen Totalen. Es zeigt die Verantwortlichen der IHK während der Jahrespressekonferenz 2025. © NDR Foto: Pascal Klug
Herausforderungen und Lichtblicke: Verantwortliche der Oldenburgischen IHK ziehen Bilanz und blicken aufs laufende Jahr.

Neben allen Herausforderungen, gab es aus Sicht der IHK auch Positives zu vermelden: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 4.000 Ausbildungsverträge geschlossen. Das ist ein leichter Anstieg um 0,4 Prozent, mit Hinblick auf den Fachkräftemangel aber positiv, so die IHK. Während Ausbildungen im kaufmännischen Bereich uninteressanter würden, steige die Attraktivität gewerblich-technischer Berufe wie in der Metalltechnik und im Lebensmittelbereich. Auch IT-Berufe liegen demnach im Trend. In den kommenden Jahren liege weiterhin der Fokus auf dem Finden und Anlernen von Fachkräften aus dem Ausland - vor allem, wenn die "Baby-Boomer"-Jahrgänge in Rente gehen werden. Darauf bereite man sich schon jetzt mit den regionalen Unternehmen intensiv vor, so Ludger Wester von der IHK.

IHK-Präsident Jan Müller blickt trotz aller Umstände weiterhin positiv in die Zukunft: "Wir befinden uns in schwierigen Zeiten, aber wir müssen noch lange nicht den Kopf in den Sand stecken."

Weitere Informationen
US-Präsident Donald Trump spricht während einer Veranstaltung zur Ankündigung neuer Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses. © dpa bildfunk/AP Foto: Mark Schiefelbein

So hart treffen Trumps Zölle die Wirtschaft im Norden

Die vom US-Präsidenten angekündigten Zölle sorgen auch in Norddeutschland für Unruhe. Volkswagen reagiert auf die nun geltenden Autozölle. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 04.04.2025 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Eine Pferdekutsche ist auf der Insel Juist zu sehen. © NDR

Juist entscheidet sich für die Bimmelbahn - und die Pferdekutsche

Der Gemeinderat hat mit einer Mehrheit für die Bahn gestimmt. Bisher sind Kraftfahrzeuge auf der ostfriesischen Insel verboten. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen