Genossenschaft lässt Militärkino "Globe" in Oldenburg wieder aufleben
Eine Genossenschaft in Oldenburg versucht, ein britisches Truppenkino aus den 1950er-Jahren zu retten. Die Sanierung kostet über 3,5 Millionen Euro. Noch fehlt das Geld für letzte Bauabschnitte.
1954 gebaut von der britischen Armee, diente das Kino vor allem der Unterhaltung stationierter Soldaten. 2016 entdeckten einige Bürger das denkmalgeschützte Gebäude und gründeten eine Kulturgenossenschaft zur Rettung. Zu diesem Zeitpunkt stand das Kino bereits Jahre leer. Die Decke war an mehreren Stellen undicht. "Mit jedem Regenguss rieselte die Substanz immer weiter ab. Für uns war klar, es wird keiner kommen, um uns zu zeigen, wie man ein altes Theater rettet", sagte Vorstandsvorsitzende, Nicola Haßold-Piezunka. Sie müssten es jetzt einfach selbst tun.
Genossenschaft organisiert den Umbau
Rund 900 Genossenschaftsmitglieder gibt es bereits – und es werden immer mehr. Regelmäßig helfen über 40 Ehrenamtliche mit. Seit Baubeginn 2020 sind viele Arbeitsschritte erfolgt: Von der Dachsanierung über das Einrichten neuer Lüftungstechnik, bis hin zum Anbau eines neuen Backstage-Bereichs mit Lastenfahrstuhl. Auch Aufsichtsratsmitglied Yannik Schlenz ist regelmäßig dabei. "Die Decke wieder abzudichten war bislang der wichtigste Schritt, um das Gebäude vor dem Zerfall zu retten, doch noch ist viel zu tun.“"
"Finanzierung ist weiterhin das größte Problem"
Im großen Kinosaal mit einst rund 400 Sitzplätzen, einer mehrstufigen Stuckdecke und goldenen Seitenvorhängen stehen derzeit große Baugerüste. Es finden Malerarbeiten an der Kinodecke statt. Allein für den jetzigen Bauabschnitt werden noch 160.000 Euro benötigt. Bis zur endgültigen Fertigstellung fehlt noch weiteres Geld. Das hofft man vor allem über Spenden und den Verkauf weiterer Genossenschaftsanteile reinzuholen, so Schlenz. Es gebe außerdem sogenannte Stuhlpatenschaften.
Kino diente einst zur Unterhaltung britischer Soldaten
Zu seinen glanzvollen Zeiten diente das Kino vor allem zur Unterhaltung britischer Soldaten. Zu diesem Schluss kam John Goodyear von der Universität Birmingham, der Zeitzeugenforschung dazu betrieben hat. Laut Goodyear fanden mehrmals am Tag Vorstellungen statt. Auch die tagesaktuellen Nachrichten seien geschaut worden. Die Soldaten sollen zudem hier die britische Nationalhymne gesungen haben.
Neuer Saal mit 350 Sitzplätzen, Bühne und Orchestergraben
Nun soll das Globe ein Ort der Kultur und Begegnung im Oldenburger Stadtteil Donnerschwee werden. Man wolle mit Konzerten, Varieté und auch englischsprachigem Theater den Charme aus den 1950er-Jahren wieder herstellen und dabei eng mit der Oldenburger Kulturszene zusammenarbeiten, so die Genossenschaft. Schon im Spätsommer könnten hier erste kleinere Events stattfinden.