Wolf auf Norderney: Insel "zu wuselig" für das Raubtier?
Zum Start der Hochsaison im Tourismus auf Norderney sorgt die Sichtung eines Wolfes für Aufsehen - eine Gefahr soll aber nicht von dem Tier ausgehen. Norderneys Kurdirektor Wilhelm Loth wirbt für Gelassenheit.
"Man kann beruhigt auf der Insel Urlaub machen, wie es auch in anderen Destinationen möglich ist, in denen Wölfe bereits heimisch sind", so Loth. Tausende Urlauberinnen und Urlauber sind bereits auf der Insel - weitere werden in den kommenden Wochen erwartet. Bisher habe es keine Risse oder weitere Sichtungen gegeben, sagte ein Sprecher der Nationalparkverwaltung Wattenmeer. Auch Spuren vom Wolf oder Kot seien nicht gefunden worden.
Wolf könnte Insel wieder über das Watt verlassen haben
Das Sichtungsgebiet des Wolfes ist nicht weit weg vom östlichen Stadtrand der Insel. Die Sichtungen gab es bisher nur im Nationalpark, nicht im Bereich der Siedlung. Der Wolf könnte die Insel wieder über das Watt verlassen haben, sagte Gernold Lengert, stellvertretender Vorsitzender der Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland, am Montag. "Das wird ihm da zu wuselig sein auf Norderney." Ansonsten gelte bei einer Begegnung: Abstand halten, keine Hysterie auslösen. Doch in der Regel mieden die Wildtiere die Nähe des Menschen, so Lengert.
Wolf wandert Beute hinterher
Entdeckt worden war der Wolf auf Aufnahmen einer Wildtierkamera vom 6. und 20. Juni. Nationalparkverwaltung und Jäger gehen davon aus, dass der Rüde bei Niedrigwasser über das Watt auf die Insel kam. "Dass der da rüber wandert, ist keine Überraschung", sagte Jäger Lengert. "Der wandert dem Damwild nach. Das Damwild wechselt auch zwischen den Inseln und dem Festland hin und her."
Wolfssichtungen auf den Inseln "immer im Bereich des Möglichen"
Wölfe sind schon länger an der niedersächsischen Küste unterwegs - das zeigen auch Risse an Nutztieren wie Deichschafen, die es immer wieder gibt. Dass Wölfe auch auf Nordsee-Inseln gesichtet werden könnten, sei "immer im Bereich des Möglichen", heißt es von der Nationalparkverwaltung Wattenmeer.
Abschuss nur mit behördlicher Ausnahmegenehmigung
Für Wölfe gilt ein strenger Naturschutz - auch auf den Ostfriesischen Inseln. Die Tiere dürfen nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung geschossen werden. So lange sich der Wolf nicht auffällig verhält, gebe es aktuell keinen Handlungsbedarf, teilte das Umweltministerium in Niedersachsen am Montag mit. Das weitere mögliche Vorgehen wollten die Nationalparkverwaltung, die Stadt Norderney, der Landkreis Aurich und das Umweltministerium besprechen, hieß es.
Jäger fordern wolfsfreie Küstengebiete
Dass sich einzelne Wölfe oder ein Rudel auf den Ostfriesischen Inseln niederlassen, ist aus Sicht der Nationalparkverwaltung unwahrscheinlich. Die Inseln seien einfach zu klein. In den Küstengebieten des Festlands hingegen gibt es sehr wohl Wölfe - was immer wieder für Streit sorgt. Laut den niedersächsischen Küstenjägerschaften zwischen Emden und Stade sollten Küstenschutz und Weidetierhaltung Vorrang haben. "Die Landkreise an der Küste müssen wolfsfrei sein", fordert Lengert mit Blick auf Risse vor allem von Schafen. Die gebe es auf der Insel zwar nicht, dafür aber Rinder und Pferde - auch Damwild und Rehe seien auf der Insel vorhanden. Die würden allerdings zu dicht am Menschen leben. Der Wolf werde "in kürzester Zeit feststellen, dass er da nichts zu futtern hat und da wieder abhauen", so Lengert.