Brandanschlag auf Synagoge in Oldenburg - Suche nach Tätern läuft
Nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg läuft die Suche nach dem oder den Tätern auf Hochtouren. Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Motiv und Hintergründe sind unklar.
Wer den Brandsatz am Freitag auf die Tür der Synagoge geworfen haben könnte, ist noch nicht geklärt. Mögliche Hintergründe waren bis Sonntagnachmittag ebenfalls noch offen. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, liegen auch noch keine Erkenntnisse über den oder die Täter vor. Am Freitag war die Polizei zunächst von einem einzelnen Täter ausgegangen. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es. Weitere Details zu den Ermittlungen nannte die Polizei nicht.
Polizeipräsenz vor der Synagoge
Am Freitagmittag hatten Unbekannte einen Brandsatz gegen eine Tür der Synagoge geworfen. Ein Hausmeister-Team eines benachbarten Kulturzentrums entdeckte das Feuer sofort und löschte es. Verletzt wurde niemand. Demnach fand auch keine Veranstaltung zum Zeitpunkt des Anschlags statt. Lediglich die Tür der Synagoge wurde laut Polizei beschädigt. Die Sicherheitsmaßnahmen für die jüdische Gemeinde wurden verstärkt. Unter anderem wurde eine dauerhafte Polizeipräsenz eingerichtet.
Jüdische Gemeinde "schwer beeindruckt" von Solidarität
Am Sonntag solidarisierten sich Hunderte Menschen bei einer Kundgebung mit der Jüdischen Gemeinde. Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Oldenburg, Claire Schaub-Moore zeigte sich "schwer beeindruckt von dieser Solidarität". "Wir spüren diese Stärke und die ist viel größer als das, was vor unserer Tür passiert ist, vor der Synagogen-Tür", sagte Schaub-Moore.
Fürst sieht Antisemitismus in Mitte der Gesellschaft angekommen
"Wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Jüdisches Leben gehört zu unserem Land, zu Deutschland", bekräftigte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Samstag auf der Internetseite des Zentralrats. Wer das nicht wahrhaben wolle, müsse alle rechtlichen Konsequenzen für sein Handeln tragen. Der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, sagte dem NDR Niedersachsen, er befürchte, dass der Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. Fürst fordert den Staat auf, mehr Geld für die politische Bildung an Schulen und Universitäten zur Verfügung zu stellen.
Hunderte Menschen bei Mahnwache vor Synagoge
Am Samstag hatte sich die jüdische Gemeinde in der Synagoge versammelt, um dort den ganzen Tag über Gottesdienste zu feiern. Schon am Freitag hatte sich Michael Stahl, zweiter Vorsitzender der Gemeinde, entschlossen gezeigt: "Wir werden weitermachen, wir werden die Gottesdienste weiter stattfinden lassen", hatte Stahl gegenüber dem NDR Niedersachsen angekündigt. Am Freitagabend versammelten sich zudem Hunderte Menschen zu einer Mahnwache in Oldenburg. Aufgerufen hatte das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg.
Politiker und Kirchenvertreter verurteilen Anschlag
Politikerinnen und Politiker sowie Kirchenvertretende verurteilten indes den Angriff und zeigten sich betroffen. So sprach Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) von einem "widerwärtigen" und "menschenverachtenden Angriff auf Jüdinnen und Juden". Auch Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) verurteilte die Tat. "Der Rechtsstaat wird hier klare Kante zeigen." Für Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) ist der Kampf gegen Antisemitismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Wir alle sind gefordert, die Gemeinden, jüdische Schulen und Kindergärten zu unterstützen und zu schützen", so Hamburg. Niedersachsens Antisemitismusbeauftragter Gerhard Wegner bezeichnete den Brandanschlag am Wochenende als einen "Anschlag auf uns alle, auf Demokratie, Liberalität und Rechtsstaatlichkeit".
Oldenburgs Oberbürgermeister: "Ein Angriff auf uns alle"
Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) drückte seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinde aus: "Angriffe auf Synagogen sind Angriffe auf uns alle", sagte er. Und der evangelische Bischof in Oldenburg, Thomas Adomeit, betonte, es sei nicht hinnehmbar, dass "unsere jüdischen Schwestern und Brüder Sorge um ihr eigenes Leben haben müssen", so der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.
Haben Kameras die Tat gefilmt?
Vermutlich wurde der Anschlag auf die Synagoge am Freitag gefilmt - das Gebäude sei videoüberwacht, so die Gemeindevorsitzende. Die Polizei habe das Material mitgenommen. Nach Angaben der Beamten werden derzeit Spuren ausgewertet. "Die Polizei wird alles tun, um die Hintergründe dieser feigen Tat aufzuklären und den oder die Täter zu ermitteln", sagte der Oldenburger Polizeipräsident, Andreas Sagehorn, am Freitag. Personen, die Hinweise zu der Tat geben können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (0441) 790 - 4115 zu melden.