Außergewöhnliches Hobby: Azubi betreibt 60 Kaugummiautomaten
Der 20-jährige Aiko hat ein außergewöhnliches Hobby und Nebenjob: An der ostfriesischen Küste betreibt er Kaugummiautomaten. Das Geschäft füllt ihn gut aus, inzwischen hat er auch eine eigene Werkstatt.
Münze rein. Einmal drehen. Es ratscht - das Geräusch kennt jeder - und dann kommt unten eine kleine Überraschung aus dem Schacht.
Das Ritual und die kleine prickelnde Vorfreude am Kaugummiautomaten gehört für viele Menschen zu den schönen Kindheitserinnerungen. Auch heute hängen noch unzählige der etwas altmodischen rot-weißen Kisten mit dem bunten Inhalt an deutschen Hausecken - wie viele genau, dass weiß niemand so richtig. Wahrscheinlich mindestens noch eine halbe Million, meint der Verband der Automaten-Fachaufsteller, möglicherweise auch noch ein paar Hunderttausend mehr. Doch für die meisten Erwachsenen sind Kaugummiautomaten mehr oder weniger unsichtbar - ein Teil des Straßenbildes, den man gar nicht mehr so richtig wahrnimmt.
Aiko ist seit zwei Jahren im Geschäft
Aiko von der Lage geht es da anders. Der 20-jährige Ostfriese mit dem freundlichen, jungenhaften Lächeln hat einen Blick für Kaugummiautomaten: "Natürlich gucke ich immer etwas genauer hin, wenn ich einen sehe. Wo hängt er? In welchem Zustand ist er? Wird er überhaupt noch aktiv betrieben, was genau ist drin?" Von der Lages Interesse ist durchaus professionell - denn seit zwei Jahren betreibt er selbst Kaugummiautomaten an der ostfriesischen Küste.
Mit Kaugummi Erinnerungen an die Kindheit wecken
Mit vier Stück hat er vor gut zwei Jahren angefangen, inzwischen sind es rund 60 Verkaufsmaschinen, die er an der Küste und sogar auf einigen Ostfriesischen Inseln aufgestellt hat. "Ich habe mich schon immer für Mechanik und Technik interessiert, und dieses Gefühl, wenn man einen Automaten bedient und dann etwas unten rauskommt, das habe ich schon als Kind geliebt," erzählt er. "Also habe ich mir nach dem Abi gedacht, warum probierst du das nicht selbst mal?". Eigentlich ist von der Lage Auszubildender bei einer Steuerkanzlei. Die Automaten sind erstmal vor allem Hobby und Zusatzverdienst für ihn.
Hobby und Nebenverdienst selbst beigebracht
Seine ersten Geräte kaufte von der Lage gebraucht und musste erst ein bisschen experimentieren: "Ich habe die einfach mal auseinandergenommen, um zu sehen, wie die Mechanik genau funktioniert. Und dabei auch immer Fotos gemacht, damit ich die Automaten auch hinterher wieder richtig zusammensetzen kann." Das klappt inzwischen ziemlich gut. Im Zentrum von Norden hat er eine kleine Werkstatt, in der er an den Automaten herumschraubt.
Vandalismus an Verkaufsmaschinen in Ostfriesland
Gerade hat von der Lage einen schwer verbeulten Automaten mit gesplitterter Frontscheibe auf seinem Arbeitstisch liegen: "Den musste ich jetzt gerade abnehmen - irgendjemand hat vor ein paar Tagen versucht, ihn aufzubrechen. Das hat zwar nicht geklappt, aber der Automat ist trotzdem nicht mehr zu retten - deshalb nehme ich ihn jetzt auseinander, um die noch intakten Einzelteile für andere Automaten verwenden zu können." Vandalismus an den Verkaufsmaschinen ist kein großes Problem in Ostfriesland, sagt er. Aber hin und wieder kommt eben doch etwas vor - und dann muss von der Lage sich eben kümmern.
Souvenirs für Touristen aus dem Automaten
Inzwischen machen die 60 Automaten zwischen Emden und Norderney schon richtig viel Arbeit, die Aiko von der Lage weitgehend allein stemmt. Regelmäßig muss er nach den Maschinen sehen, sie neu füllen und die Technik warten. Dazu kommen Lagerhaltung, Einkauf und das Verpacken der Verkaufsartikel in kleine Plastikkapseln, die dann in die Automaten kommen. Von der Lage verkauft nicht nur Kaugummis, sondern hat auch eine andere Marktlücke für sich entdeckt: Souvenirs. Gerade in den Urlaubsorten an der Küste gehen auch Automaten richtig gut, die kleine Seehundfiguren, maritime Ketten oder Urlaubsandenken aus Muscheln ausspucken - ein Renner bei Touristen.
Nebenverdienst mit dem Verkauf von Kaugummi
Reich wird man mit Kaugummiautomaten übrigens nicht, sagt Aiko von der Lage. "Aber es macht Spaß, und es ist ein schöner Nebenverdienst". Und Dinge verkaufen, das habe er schon als Kind gerne gemacht. "Früher als Schüler, da habe ich schon Muscheln auf Baltrum bemalt und als Andenken verkauft. Oder Tütchen mit Blumensamen. Das Kaufmännische, das liegt wohl auch in meiner Familie".