(Keine) Barrierefreiheit auf dem Weihnachtsmarkt
Ohne Unterstützung können Menschen mit Behinderung Weihnachtsmärkte meist nicht besuchen. Trotzdem werden sie bei der Planung oft nicht mit einbezogen. Ein Beispiel: Der Lamberti-Markt in Oldenburg.
Der Markt lockt mit seinen gemütlichen Holzhütten, als traditioneller Weihnachtsmarkt überzeugt vor allem sein Altstadtflair mit Lichterketten und Kopfsteinpflaster. Sabine Görg hat eine Sehbehinderung. Ein Besuch auf dem Lamberti-Markt wird für sie schnell zum Kraftakt.
Weihnachtsmarkt für alle?
Als sie noch einen Assistenzhund hatte, ist Sabine Görg auch allein auf den Weihnachtsmarkt gegangen. Das geht jetzt nicht mehr. Ohne Unterstützung würde sie einen ganzen Tag brauchen, um sich zurechtzufinden, sagt sie. Entspannt über den Weihnachtsmarkt schlendern - dafür ist sie auf Unterstützung angewiesen. Dabei liebt sie es genauso wie viele andere, bei Weihnachtsmusik einen heißen Crêpe mit Zimt und Zucker zu verspeisen.
Barrieren überall
Als Mitglied des Oldenburger Behindertenbeirats kennt sie die Herausforderungen. Die Tresen sind an einigen Orten so hoch gebaut, dass Menschen im Rollstuhl kaum eigenständig an ihren Glühwein herankommen. Zahlreiche Buden sind nur über eine Stufe zu erreichen. Im Kopfsteinpflaster bleibt der Blindenstock hängen oder wird für Menschen mit Gehbehinderungen schnell zur Stolperfalle. Die Lichter, Menschenmassen und die Lautstärke können für Menschen mit Autismus reizüberflutend sein.
Schausteller versuchen, zu unterstützen
Die Schausteller wissen um die Probleme ihrer Kunden. Sie geben sich Mühe, Menschen mit Behinderungen so gut es geht zu unterstützen. Dann wird die Getränkekarte vorgelesen, der Glühwein vor den Stand gebracht oder Verkaufswaren wie Holzlöffel, Weihnachtsengel oder Schmuck dürfen angefasst werden. Der Oldenburger Schaustellerverband erklärt auf Nachfrage, dass sie versuchen, den Markt so barrierearm wie möglich zu gestalten. Sabine Görg fühlt sich gut von den Schaustellern an den Ständen unterstützt, aber es ersetzt für sie keine echte Barrierefreiheit.
Experten beim Planen einbeziehen
Barrierefreiheit würde bedeuten, dass Menschen mit Behinderung ohne zusätzliche Hilfe auskommen. Für Sabine Görg braucht es dazu beispielsweise ein Bodenleitsystem, an dem sie sich orientieren kann. Rampen machen es für Rollstuhlfahrer möglich, Schwellen zu überwinden. Auf einzelnen Weihnachtsmärkten gibt es inzwischen reizarme Räume für Autisten, um für einen Moment dem Trubel zu entfliehen. In Oldenburg gibt es inzwischen eine Behindertentoilette und breitere Gänge als letztes Jahr.
Gemeinsame Planung mit Behindertenbeirat?
Doch einen barrierefreien Weihnachtsmarkt kann es nur geben, wenn Menschen mit Behinderung in die Planung mit einbezogen werden. Bisher ist das in Oldenburg nicht der Fall. Marktleiter Dennis Ostendorf erklärte, dass er bisher auch nicht vom Behindertenbeirat auf den Lamberti-Markt angesprochen wurde. Dass es in Zukunft eine Zusammenarbeit gibt, will er nicht ausschließen. Dafür will sich Sabine Görg einsetzen. Ihr Motto: Barrierefreiheit für alle.