Mit Hacke, nicht hacke - ein ganz besonderer Männerverein

Stand: 04.10.2024 09:51 Uhr

Der Herrenclub Barienrode will mehr sein als nur ein trinkender Männertreff: Die Mitglieder wollen etwas für ihr Dorf tun. Ehrenamtlich. Das Arbeitsgerät - und die Arbeitskraft - stellen sie selbst.

von Jan Bockemüller

Mit einem lauten, mehrstimmigen "Gut Dachs" endet die Teambesprechung vor ihrem Arbeitseinsatz. An diesem sommerlichen Samstagvormittag wollen die Männer vom Herrenclub Barienrode das Beet eines Wanderkreuzes in der Nähe ihres Dorfes wieder fit machen. Das kleine Wahrzeichen ist in die Jahre gekommen, keiner im Ort hat sich zuständig gefühlt. Genau an dieser Stelle packt die Gruppe in der Gemeinde Diekholzen im Landkreis Hildesheim an.

Gründung in der Garage

Ein Vereinsmitglied vom Herrenclub Barienrode gräbt das Beet an einem Wanderkreuz um. © NDR Foto: J. Bockemüller / M. Seemann
Männer aus dem Dorf, aber auch aus der Umgebung beteiligen sich an der Arbeit des Clubs.

Yannick Koppe hatte Ende 2022 mit Freunden in seiner Garage die Idee, den Herrenclub zu gründen. Die Beitrittsvoraussetzungen sind einfach: "Man soll unserem Ort nahestehen und Bock haben, etwas für unseren Ort zu tun." Mittlerweile hat der Club 30 Mitglieder und nicht alle kommen aus dem Dorf. Manche sind über Cliquen dazugestoßen, so wie Lukas. Der schätzt vor allem das Gemeinschaftsgefühl: "Drüben in Hildesheim war es eigentlich immer ein bisschen langweilig, obwohl es eine Großstadt ist. Hier warst du immer willkommen."

Honigdachs als Wappentier

Die Altersspanne bewegt sich von 17 bis 65 Jahren. Der Kern der Gruppe ist um die 30. Junge Mitglieder bis 21 werden "Frechdachse" genannt - in Anlehnung an das Vereins-Wappentier, den Honigdachs. Das ist eine afrikanische und asiatische Maderart, die als besonders stark, zäh und wild gilt. Genauso wie sich der Verein selbst sieht - alles mit ein bisschen Augenzwinkern, versteht sich. Denn selbst der Umstand, dass nur Männer Mitglied sein können, könnte sich bald ändern. Sie wollen diskutieren, ob nicht auch Frauen beim Herrenclub mitmachen dürfen.

Verein ist kein e.V.

Die Vereinsmitglieder vom Herrenclub Barienrode machen nach ihrem Arbeitseinsatz eine Abschlussbesprechung am Wanderkreuz. © NDR Foto: J. Bockemüller / M. Seemann
Nach dem Einsatz kommen die Vereinsmitglieder zur Abschlussbesprechung zusammen.

Fast die Hälfte aller Menschen ab 14 Jahren engagiert sich in Niedersachsen ehrenamtlich. Das ist nicht nur gut für die Gesellschaft, sondern auch für die Vereinskassen. Denn gemeinnützige Vereine müssen auf Spenden und Mitgliedsbeiträge keine Steuern zahlen. In Deutschland gibt es zudem keine Eintragungspflicht für Vereine. Auch der Herrenclub Barienrode hat sich gegen eine Eintragung entschieden, die formellen Hürden haben die Männer abgeschreckt. Gemeinnützig sind sie trotzdem.

Alte und neue Projekte

Der Verein sammelt regelmäßig Müll und betreibt Bestandspflege. Als nächstes wollen sie ihr Bushäuschen von Graffiti befreien. Die Materialkosten für ihre Arbeitseinsätze bekommen sie vom Ortsvorstand wieder. Das Arbeitsgerät und die Arbeitskraft stellen sie selbst. So auch an dem Samstag am Wanderkreuz. Nach gut drei Stunden ist das Beet wieder ordentlich und zur Belohnung gibt es dann doch ein paar kühle Bier, auch alkoholfreie. Ganz ohne würde ein echter Herrenclub wohl auch nicht funktionieren.

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