Uelzen: Mit Künstlicher Intelligenz Müllsündern auf der Spur
Ist in der Biomülltonne wirklich nur das drin, was reingehört? Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Uelzen testet den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um falsch entsorgten Müll zu erkennen.
Seit Anfang des Monats hat der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Uelzen (awb) ein speziell ausgestattetes Sammelfahrzeug im Einsatz. In dem Wagen ist auf beiden Seiten jeweils eine Kamera installiert. Diese "künstlichen Augen" machen während der Kipp-Vorgänge sieben Fotos vom Inhalt jeder Tonne. Entdecken sie Fremdstoffe, wie beispielsweise Plastiktüten oder verpackte Lebensmittel, werden die Bilder automatisch auf einem Server gespeichert und später ausgewertet.
Chip ermöglicht direkte Zuordnung der entleerten Biotonnen
Jede der insgesamt rund 24.000 Biotonnen im Landkreis Uelzen ist mit einem Chip ausgestattet, auf dem ein individueller Code gespeichert ist. "Sobald eine Tonne eingehängt und geleert wird, erkennt das System, zu welchem Einzelhaushalt oder Mehrfamilienhaus sie gehört", erklärt Jörg Sprang, der das Fahrzeug seit ein paar Wochen fährt und bedient. Die Verursacher des nicht ordnungsgemäß getrennten Biomülls können somit also zumindest lokal eingegrenzt werden.
Müllsünder sollen nicht bestraft, sondern aufgeklärt werden
Im Verwaltungsgebäude des Abfallwirtschaftsbetriebs werten Mitarbeiter die Aufnahmen aus dem Fahrzeug aus. Beweisfotos werden dann mit einem Brief und einem Informationsblatt für richtige Mülltrennung an die registrierten Besitzer der Biotonnen verschickt. Allerdings erst ab dem zweiten Verstoß. "Gibt es danach erneut Auffälligkeiten, werden wir die Verursacher aufsuchen und sie persönlich beraten", erläutert awb-Betriebsleiterin Christina Harms die weitere Vorgehensweise. Geldstrafen sind vorerst nicht vorgesehen.
Beweisführung ziemlich hieb- und stichfest
Mögliche Ausreden, dass eventuell fremde Personen den Müll in die am Vorabend der Leerung rausgestellten Tonnen geworfen haben, kann Christina Harms entkräften: "Dadurch, dass wir auch Fotos vom Inhalt in der Mitte und dem unteren Teil der Tonne machen, kann das so gut wie sicher ausgeschlossen werden." Bei rund 95 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Uelzen ist das Trennverhalten laut Harms sowieso nicht zu beanstanden. Überwiegend im städtischen Bereich sei dann doch immer wieder etwas drin, was nicht in die Biotonne gehöre.
Ende März 2025 wird Bilanz gezogen
Über einen Zeitraum von einem halben Jahr wird die neue Technik getestet. Im März kommenden Jahres soll dann entschieden werden, ob alle awb-Fahrzeuge mit den speziellen Kameras ausgestattet werden. Die Kosten dafür liegen laut Christina Harms bei zirka 40.000 Euro. Eine Investition, die sich lohnen dürfte. Aktuell entstehen dem Abfallwirtschaftsbetrieb nach eigenen Angaben jährliche Kosten von mehr als 300.000 Euro für das nachträgliche Aussieben von Störstoffen. Die Rechnung mit der Künstlichen Intelligenz könnte also aufgehen.