Ein Angeklagter, der für einen tödlichen Treppensturz am Bahnhof Uelzen verantwortlich sein soll steht im Landgericht Lüneburg. © picture alliance/dpa/Philipp Schulze Foto: Philipp Schulze

Tödlicher Treppensturz in Uelzen: Beschuldigter wohl schuldunfähig

Stand: 22.02.2025 11:03 Uhr

Am Landgericht Lüneburg endet am Montag das Sicherungsverfahren gegen einen 19 Jahre alten Mann. Der Beschuldigte soll für einen tödlichen Treppensturz am Bahnhof Uelzen verantwortlich sein.

von Torsten Ahles

Ihm droht eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Ein Gutachter war zu dem Schluss gekommen, dass der Mann wahrscheinlich an einer Psychose aus dem Bereich der Schizophrenie leide. Bei der Tat soll der 19-jährige unter Wahnvorstellungen gehandelt haben. Die Frage nach dem Motiv konnte das Verfahren nicht abschließend beantworten. Der Beschuldigte schwieg. Auch auf seine Möglichkeit des letzten Worts verzichtete er. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass der Beschuldigte das Handy des Opfers haben wollte. Dieses hatte er nach dem tödlichen Sturz des 55-jährigen an sich genommen.

Videos
Beschuldigter im Gerichtssaal mit einem Aktendeckel vor dem Gesicht. © Screenshot
4 Min

Gewalttat im Bahnhof Uelzen: Sicherungsverfahren beginnt

Der 19-jährige Beschuldigte soll einen Mann eine Treppe hinuntergestoßen haben. Das Opfer starb an seinen Verletzungen. (10.01.2025) 4 Min

Einigkeit bei den Plädoyers 

Sowohl der Staatsanwalt als auch der Anwalt der Nebenkläger und der Verteidiger des Beschuldigten halten den 19-jährigen für schuldunfähig, plädierten für eine Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie. Tenor aller Schlussausführungen: Diese Tat hätte jeden treffen können. Staatsanwalt Konstantin Paus hob noch einmal die besondere Tragik dieses Falls hervor: "Das Opfer hätte eigentlich schon in Lüneburg aussteigen sollen, hatte den Halt aber wohl verschlafen und stand dann mit seinem Handy auf der Treppe am Bahnhof in Uelzen, um mutmaßlich die nächsten Verbindungen zu suchen."

Augenzeugin bestätigte Tathergang 

"Eine Bahnmitarbeiterin habe das größte Puzzlestück in diesem Verfahren geliefert", so Staatsanwalt Paus. Die Frau hatte geschildert, wie sie auf dem betreffenden Bahnsteig in der Nacht zum 14. Juli 2024 eine Pause gemacht hatte. Dabei sei der Beschuldigte zunächst "fröhlich hüpfend" an ihr vorbei, wenig später habe sie ihn dann in der Nähe der Treppe gesehen. Dort habe er immer wieder über die Mauer auf die Stufen geschaut. Kurz darauf sei er losgerannt und habe einem auf der Treppe stehenden Mann gegen die Brust getreten. Das Opfer war noch vor Ort an seinen schweren Kopfverletzungen gestorben.

Irrationales Handeln nur schwer rational erklärbar

Der Beschuldigte war bereits im Vorfeld der Tat mehrfach polizeilich aufgefallen, vorübergehend sogar in Gewahrsam genommen worden. So soll er unter anderem eine Handtasche gestohlen und einer Person ins Gesicht geschlagen haben. Wie der psychiatrische Gutachter während des Verfahrens ausführte, leide der 19-Jährige wahrscheinlich an einer psychischen Erkrankung aus dem "schizophrenen Formenkreis, möglicherweise ausgelöst durch Drogenkonsum. Letztlich aber stünde man vor dem Dilemma, das irrationale Denken und Handeln im Wahn rational erklären zu wollen." 

Weitere Informationen
Ein Angeklagter, der einen Mann die Treppe hinuntergeschubst haben soll, steht vor Gericht in Uelzen. © Philipp Schulze/dpa Foto: Philipp Schulze

Tödlicher Treppensturz: Beschuldigter mit paranoider Schizophrenie?

Diese Diagnose äußerte eine Ärztin vor Gericht. Der 19-Jährige soll in Uelzen einen Mann die Treppe heruntergestoßen haben. (07.02.2025) mehr

Ein Angeklagter steht nach einem tödlichen Treppensturz vor dem Gericht in Uelzen. © NDR Foto: Marie Schiller

Verfahren um tödlichen Treppensturz in Uelzen: Beschuldigter schweigt

Die Verhandlung am Landgericht Lüneburg startete mit vier Zeugenaussagen. Der 19-Jährige könnte in eine geschlossen Einrichtung kommen. (10.01.2025) mehr

Der Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen. Hier ist es zu einem tödlichen Treppensturz gekommen. © NDR

Tödlicher Treppensturz im Uelzener Bahnhof: Gutachten liegt vor

Der Tatverdächtige könnte laut Gutachten psychisch krank sein. Ein Gericht muss jetzt entscheiden, ob er schuldfähig ist. (24.10.2024) mehr

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein brüchiges Mauerwerk eines Wohnkomplexes © Hansestadt Lüneburg

Schutz vor herabstürzenden Hausteilen: Vonovia stellt Bauzaun auf

Die Stadt Lüneburg hatte die Wohnungsgesellschaft dazu aufgefordert. Es sind nicht die ersten Mängel an den Wohnblöcken. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen