Nach der Wahl: Das Ende der FDP?
Im Bundestagsbüro von Nicole Bracht-Bendt geht es dieser Tage ans Kistenpacken. Vier Jahr lang war die FDP-Politikerin aus Buchholz Abgeordnete in Berlin, seit Sonntag ist klar: Es geht zurück nach Niedersachsen. Dabei lag die Einladung zur ersten Fraktionssitzung nach der Wahl schon auf dem Schreibtisch. Auch für mögliche neue Mitglieder. Doch statt Fraktionssitzung, kehren die Liberalen dem Bundestag nun den Rücken - im Schock.
Auch zwei Tage nach der Wahl ist es für Nicole Bracht-Bendt immer noch unbegreiflich: "Dass man Schwarz-Gelb fortsetzen möchte - also diesen Eindruck hatte ich schon. Aber ich dachte: ganz knapp. Da bin ich ganz ehrlich: Ich habe mit maximal sieben Prozent gerechnet, eher fünf oder fünfeinhalb, aber schon damit, dass der Bürger uns doch noch seine Stimme gibt."
600 Mitarbeiter verlieren ihren Job
Wie Nicole Bracht-Bendt geht es auch 92 anderen Abgeordneten. Die meisten haben drei bis vier Mitarbeiter, die aus dem gefühlten Nichts vor einer unsicheren beruflichen Zukunft stehen. Insgesamt rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so schätzt man in der Fraktion. Auch im Büro von Nicole Bracht-Bendt sind die drei Kolleginnen ratlos: "Ich habe auch immer zu meiner Familie gesagt: Macht Euch keine Sorgen, fünf bis sieben Prozent, das wird die Partei schon schaffen, dafür wird es reichen. Und jetzt hat sich leider gezeigt, dass es ein Trugschluss war, dass wir da zu optimistisch ans Werk gegangen sind."
Jetzt geht es für Nicole Bracht-Bendt wieder zurück nach Buchholz. Dort hat sie ein Büro mit zwei Mitarbeitern. Auch das wird sie in den kommenden Tagen auflösen. Dann gehört sie "nur" noch zum Landesverband der FDP und wird von dort aus für einen Neubeginn der FDP kämpfen und eventuell auch für die eigene Rückkehr nach Berlin - in vier Jahren. Und sie will vielleicht versuchen, wieder in ihrem gelernten Beruf Fuß zu fassen - als Tischlerin.