Stand: 21.06.2019 14:23 Uhr

NPD erwirbt Bauernhof in Eschede

von Stefan Schölermann
Der Bauernhof von NPD Politiker Joachim Nahtz in Eschede. © picture alliance/dpa Foto: Alexander Körner
NPD-Mitglied Joachim Nahtz hat seinen Bauernhof an die Partei veräußert.

Der Bauernhof des Landwirtes Joachim Nahtz in Eschede (Landkreis Celle) ist mindestens zweimal im Jahr Anlaufpunkt für Neonazis aus ganz Norddeutschland: Der heruntergekommene Landwirtschaftsbetrieb ist im Sommer und im Winter Schauplatz rechtsextremer Sonnenwendfeiern. Gegen dieses braune Spektakel protestiert ein ums andere mal das "Netzwerk Südheide" mit Demonstrationen und Kundgebungen.

Verkaufseinigung bereits im Februar

An diesem Sonnabend wird beides in Eschede sehr wahrscheinlich wieder passieren. Doch diesmal sind die Vorzeichen für die Nazi-Gegner noch ernster als bisher: NPD-Mitglied Nahtz hat nämlich dafür gesorgt, dass in Zukunft die Partei selbst auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Gelände das Sagen hat: Wie der Landkreis Celle NDR Info auf Nachfrage bestätigte, hatte sich der Landwirt mit dem niedersächsischen Landesverband der NPD bereits im Februar auf einen Verkauf geeinigt. Es müsse deshalb davon ausgegangen werden, dass der Hof auch in Zukunft Schauplatz rechtsextremer Veranstaltungen sein wird, also neben den Sonnenwendfeiern auch Erntedankfeste und andere Events aus dem rechtsextremen Veranstaltungskalender.

"Das ist eine neue Qualität"

Für den pensionierten Pastor Wilfried Manneke aus Unterlüß, der sich seit vielen Jahren mit dem "Netzwerk Südheide" gegen die braunen Machenschaften im Landkreis Celle zur Wehr setzt, ist das eine schlimme Nachricht: "Jetzt haben wir es nicht nur mit einem irrlichternden Landwirt, sondern mit einer organisierten, rechtsextremen Parteistruktur in unserer Nachbarschaft zu tun. Das ist eine neue Qualität", sagte er NDR Info.

Parteitag im Zelt

Zwar liegt die auf landesweit 280 Mitglieder geschrumpfte NPD nicht nur zahlenmäßig, sondern auch organisatorisch am Boden. Eine eigene Immobilie, auch wenn es nur ein schäbiger Bauernhof mit Freifläche ist, könnte in zumindest einer Hinsicht eine Hilfe sein: Der NPD fehlen Räume für Treffen und Veranstaltungen - denn kaum ein Gastwirt in Niedersachsen ist bereit, ihnen einen Saal oder auch nur ein Hinterzimmer zur Verfügung zu stellen. Immerhin hatte die Partei ihren Landesparteitag unlängst auf den Hof von Nahtz verlegt. Der Parteitag fand statt in einem großen Zelt.

Wird Hof zu NPD-Kommunikationszentrum?

Noch ist unklar, wie die Partei das bisher landwirtschaftlich genutzte Gelände in Zukunft wird nutzen dürfen. Für Wilfried Manneke ist das ein unbefriedigender Zustand. Aus seiner Sicht wäre es ein ernstes Problem, wenn die NPD in Eschede ein Schulungs-oder Kommunikationszentrum für die Partei einrichten könnte. Nur eines sei sicher: "Unser Widerstand und unser Protest wird durch den Verkauf an die NPD noch intensiver werden."

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NDR Info | Aktuell | 21.06.2019 | 15:10 Uhr

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Rechtsextremismus

Die Heimat (ehemals NPD)

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