Katastrophenschutz: Deutsches Rotes Kreuz bildet Geflüchtete aus
Das in Niedersachsen einzigartige Projekt in Dannenberg kombiniert Sprachkurs und Ausbildung im ehrenamtlichen Katastrophenschutz. Neben Geflüchteten aus der Ukraine nehmen auch Menschen aus Surinam, Syrien und Kurdistan teil.
Jeden Montagabend treffen sich die Geflüchteten mit deutschen Ehrenamtlichen beim Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Lüchow-Dannenberg. Für alle Beteiligten ist es eine Win-Win Situation: Das Deutsche Rote Kreuz ist angewiesen auf ehrenamtlich Mitarbeitende und freut sich über helfende Hände. Die Geflüchteten wiederum lernen Deutsch und können gleichzeitig Kontakte zu Einheimischen knüpfen.
DRK: Geflüchtete sollen gut ankommen
Deutsch zu lernen gehöre genauso zum Kurs, wie das Aufbauen von Feldbetten und Zelten, so Matthias Lippe vom DRK in Lüchow-Dannenberg. Er hat das Projekt ins Leben gerufen und möchte erreichen, dass die Geflüchteten hier gut ankommen. Er wolle, dass sich jeder Mensch unterhalten, einen Kaffee und eine Bockwurst bestellen kann, so der DRK-Bereitschaftsleiter. Deshalb habe er dem Präsidium vorgeschlagen, hier einen Sprachkurs anzubieten, der an den Katastrophenschutz angegliedert ist.
Zelt und Feldbetten aufstellen
Es ist eine entspannte Atmosphäre auf dem großen Innenhof des DRK in Dannenberg. Es wird viel gelacht, aber trotzdem sind die Beteiligten konzentriert bei der Sache. Rund 20 Geflüchtete sind gerade dabei, ein großes Zelt und Feldbetten aufzubauen. Alina ist vor zwei Jahren aus Mykolajiw in der Ukraine nach Dannenberg gekommen und spricht inzwischen so gut Deutsch, dass sie für die anderen oft übersetzt. Ihr habe der Kurs viel gegeben, so die 26-Jährige.
Krieg in der Ukraine: DRK-Kurs lenkt von Erinnerungen ab
Ähnlich geht es Viktoria Obopolenko. Sie freut sich immer auf den Montagabend, wenn sie für zwei Stunden abgelenkt wird von ihren Erinnerungen an die Heimat. Durch ihre Arbeit beim DRK möchte sie den Menschen etwas zurückgeben, die ihr geholfen haben, als sie vor zwei Jahren in Deutschland angekommen ist. Das Rote Kreuz sei für sie wie eine zweite Familie, so die 25-Jährige aus der ukrainischen Stadt Charkiw.
Arbeitsplatz als Perspektive
Vor vier Monaten ist der Kurs gestartet. Auch Menschen aus Syrien, Surinam oder Kurdistan sind dabei. Aber die ukrainischen Geflüchteten sind am stärksten vertreten. Matthias Lippe ist es nicht nur wichtig, dass sie Deutsch lernen. Das große Ziel sei es, den Menschen hier eine Perspektive zu bieten - und das heißt einen Arbeitsplatz. Jurii Anhelusha hat es geschafft. Er hat auch den Kurs besucht und jetzt eine Festanstellung beim Deutschen Roten Kreuz bekommen - als Fahrer für Kita-Kinder.
Geflüchtete sollen für sich selbst sorgen können
Das sei das Ziel, so die Präsidentin des DRK-Landesverbandes Lüchow-Danneberg, Sonja Petersen. Dass möglichst viele Geflüchtete für sich selbst sorgen und ein Leben in Selbstbestimmung führen können. Arbeit sei da ein wichtiger Faktor, so Petersen. Ein Jahr dauert der Lehrgang. Ob es danach einen weiteren Kurs dieser Art geben wird, hängt davon ab, ob für das Projekt weiterhin genügend Geld zur Verfügung steht. Das Rote Kreuz ist auf Spenden angewiesen - und die werden auch für diesen Kurs benötigt.