Bergen-Belsen: Überlebende bleiben Gedenkveranstaltung fern
Streit um eine Gedenkfeier: Die israelische Organisation der Überlebenden von Bergen-Belsen fühlt sich bei den Vorbereitungen zum 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers übergangen. Folge: Die Israelis kommen nicht.
Der Vorsitzende der Organisation "Irgun Sh'erit Hapleta", Arie Olewski, kritisiert zum Beispiel mangelnde Kommunikation. So habe man von der Verschiebung des Termins auf den 5. Mai nur durch Umwege erfahren. Dabei sei die Entscheidung über die Terminverlegung bereits im Herbst 2023 gefallen. Außerdem hätten sich die Überlebenden als Termin für die Gedenkfeier den 14. April gewünscht, da am 6. Mai ein nationaler Gedenktag für die Opfer des Holocausts und den jüdischen Widerstand sei. Da seien einige Überlebende des Verbands bereits bei anderen Veranstaltungen eingeplant.
Zwist um die Terminierung
Für die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten (SNG), die die Veranstaltung regelmäßig organisiert, ist der 5. Mai nach eigener Aussage der nächstmögliche Termin nach dem 15. April. In der darauffolgenden Woche ab dem 22. April habe das jüdische "Pessach"-Fest gelegen, eine Woche später habe die Hannover-Messe stattgefunden, dann mit teilweise unzumutbaren Hotelpreisen für die Gäste. Somit sei die Wahl auf den 5. Mai gefallen. Am 15. April 1945 hatten britische Truppen die Menschen im Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit.
Keine Einladung, kein Redebeitrag
Weitere Kritikpunkte der israelischen Organisation: Der Verband habe keine offizielle Einladung erhalten und sei zudem in diesem Jahr nicht mit einem Redebeitrag bei der Gedenkveranstaltung bedacht worden. "Die israelische Stimme wird verwiesen", findet Arie Olewski, Sohn des Holocaust-Überlebenden Rafael Olewski, der 1946 das jüdische Mahnmal in Bergen-Belsen mit errichtet hat. Man habe sich jährlich mit den amerikanischen Überlebenden mit einem Redebeitrag abgewechselt, dieses Jahr wären laut Olewski die Israelis an der Reihe gewesen, was der Vorsitzende der amerikanischen Organisation NDR Niedersachsen bestätigt hat.
Enkeltochter könnte am Mahnmal sprechen
Bei der SNG heißt es, man habe Anfang April an alle Überlebenden eine Einladung verschickt. Warum ausgerechnet die israelische Organisation keine erhalten haben soll, könne man sich nicht erklären. SNG-Geschäftsführerin Elke Gryglewski bedauert die Situation. "In der Kommunikation hat es etliche Missverständnisse gegeben, die wir im avisierten Gespräch am 8. Mai hoffentlich ausräumen können“, sagte sie gegenüber NDR Niedersachsen. Man sei mit Herrn Olewski im Gespräch und habe ihm zudem vorgeschlagen, dass er mit der Enkeltochter seiner Schwester zur diesjährigen Gedenkveranstaltung kommen könne. Der Enkeltochter werde man eine Redezeit am jüdischen Mahnmal einrichten, so Gryglewski. Ursprünglich sollte Olewskis Schwester Yochevet Ritz-Olewski auf der diesjährigen Gedenkfeier eine Rede halten. Ritz-Olewski verstarb im Februar dieses Jahres.
Man möchte in Verbindung bleiben
Bei "Irgun Sh'erit Hapleta" gibt es Überlegungen, den 80. Jahrestag der Befreiung in Eigenregie zu organisieren. Gleichzeitig möchte man mit der SNG in Verbindung bleiben und in einem Gespräch die Wogen glätten. Man sei in der Vergangenheit immer in einem sehr guten und freundschaftlichen Austausch gewesen, sagt Arie Olewski. Das Gesprächsangebot am 8. Mai wird Olewski wahrnehmen. Nicht auszuschließen also, dass die Überlebenden aus Israel 2025 dann doch wieder zum Gedenken nach Deutschland kommen.