Bahn will mit Lärmschutzwand für Ruhe sorgen - Anwohner dagegen
Um Anwohner in Buxtehude (Landkreis Stade) vor dem Lärm vorbeifahrender Züge zu schützen, möchte die Deutsche Bahn einen Lärmschutzwall errichten. Doch die Betroffenen wollen das Angebot nicht annehmen.
Alle zehn Minuten fährt die S-Bahn-Linie 5 zwischen Hamburg und Stade durch Neukloster, einen Ortsteil von Buxtehude. Hinzu kommen Regionalbahnen mit dem Ziel Cuxhaven sowie Güterzüge. Die Bahnschienen verlaufen mitten durch den Ort - an beiden Seiten der Gleise stehen Wohnhäuser. Von den Gleisen bis zur Haustür sind es oft nicht mehr als zehn Meter. Um die Menschen vor dem Lärm der vorbeifahrenden Züge zu schützen, plant die Bahn eine drei Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten. Obwohl der Zugverkehr in den vergangenen Jahren eher mehr geworden ist als weniger, wollen die Anwohner das Angebot der Bahn nicht annehmen.
Anwohner haben sich an den Lärm gewöhnt
Viele der Neuklosteraner wohnen schon mehr als 15 Jahre an den Gleisen. Der Bahnlärm störe sie nicht. Aber wenn plötzlich eine drei Meter hohe Wand den Ort durchschneiden würde, fühlten sie sich eingesperrt, erklärt Anwohner Manfred Korfmacher. Vor 25 Jahren ist er mit seiner Frau an die Gleise gezogen. Hier fühlen sie sich wohl. Aber wenn die Lärmschutzwand kommen würde, könne sie hier nicht länger wohnen, sagt Ingrid Korfmacher. Der Bahnlärm sei immer nur punktuell für ein paar Sekunden, die Wand aber sei durchgehend da.
Anwohner erzielen ersten Erfolg
Seit 2022 wissen die Anwohner von den Plänen der Bahn. Seitdem haben sie Unterschriften gesammelt und Briefe an die Bahn geschrieben. Einen Teilerfolg haben sie so schon erzielt: Auf Anfrage des NDR Niedersachsen teilte die Bahn mit, dass Aufgrund der ungewöhnlich vielen Gegenstimmen in Neukloster, ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wurde. So haben alle Betroffenen die Möglichkeit, sich offiziell zu dem Bauvorhaben zu äußern. Aber nicht alle Anwohner sind gegen den Lärmschutz. Christiane Tiedemann wohnt fünf Kilometer westlich von Neukloster in Hedendorf. Auch hinter ihrem Haus, in dem sie seit 18 Jahren wohnt, möchte die Bahn einen Lärmschutzwall errichten. Endlich, denkt sich die 56-Jährige. Ihr sei es wichtig, dass sie und ihr Mann nachts wieder ruhig schlafen können. Weil ihr Mann regelmäßig hochschrecke, wenn nachts die Güterzüge vorbeifahren, leide ihr Mann bereits unter Herzrhythmus-Störungen.
Stadt spricht sich für Lärmschutz aus
Christiane Tiedemann und ihr Mann hoffen auf die Unterstützung der Buxtehuder Stadtverwaltung. Denn die will vor allem langfristig planen, erklärt Stadtbaurätin Michaela Springhörn: "Wenn man den vier Kilometer langen Lärmschutz jetzt nicht baut, weil die aktuellen Anwohner keinen Lärmschutz wollen, könnte die Fläche in 20 bis 25 Jahren für uns dann brach fallen. Und dann fallen ja auch Wohnbauflächen weg. Das ist natürlich etwas, was wir perspektivisch vermeiden wollen." Laut der Bahn würde eine Lärmschutzwand den Lärm um knapp die Hälfte reduzieren.
Bahn will Flickenteppich vermeiden
Ein Kompromiss - Lärmschutz nur dort, wo die Menschen ihn wollen - ist aus Sicht der Bahn nicht sinnvoll. Lücken in den Lärmschutzwänden wirkten sich schalltechnisch negativ aus und sollten vermieden werden. Eine Zerstückelung der Lärmschutzwände sei daher nicht sinnvoll, so eine Bahnsprecherin. Insgesamt lässt sich die Bahn das Projekt neun Millionen Euro kosten. Baubeginn soll nach derzeitiger Planung im Frühjahr 2026 sein.
