Streckenradar bei Hannover: "Section Control" auf B6 abgeschaltet
"Section Control" auf der B6 bei Hannover war das erste Streckenradar auf deutschen Straßen. Doch der Betreiber hat jetzt den Stecker gezogen und die Anlage abgeschaltet.
Das Aus sei sehr bedauerlich, teilte eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums dem NDR Niedersachsen am Montag mit. Eine weitere Anlage werde es so schnell nicht wieder geben, obwohl es in Niedersachsen Überlegungen zu einer weiteren Installation gegeben habe, sagte die Sprecherin. Demnach hatte die Polizei in Wilhelmshaven/Friesland gemeinsam mit dem Landkreis Friesland den Einsatz einer Abschnittskontrolle an der B210 geprüft und sich an das Innenministerium gewandt.
Polizei kündigt Blitzer auf der B6 an
Der ADAC in Niedersachsen wünschte sich nach eigenen Angaben ebenfalls den Weiterbetrieb von "Section Control", da die Anlage einen positiven Einfluss auf den Verkehr hatte. Es sei nun wichtig, dass es weiterhin herkömmliche Geschwindigkeitskontrollen gebe. Die Polizei kündigte Geschwindigkeitsmessungen auf der Strecke bereits an.
"Section Control" wegen neuer Bestimmungen beim Datenschutz abgeschaltet
Hintergrund für die Abschaltung von "Section Control" seien neue gesetzliche Bestimmungen zur Verschlüsselung der von dem System gesammelten Daten, teilte der Betreiber Jenoptik auf NDR Nachfrage mit. Diese Vorgaben könne die Anlage nicht erfüllen. Es ist nach Angaben des Unternehmens auch nicht vorgesehen, das Streckenradar technisch nachzubessern. Deswegen durfte die Anlage nur noch bis Ende 2023 betrieben werden. Nach und nach soll die Anlage nun abgebaut werden. Zu den Kosten für Aufbau, Betrieb und Abbau könne das zuständige Unternehmen keine Angaben machen.
Streckenradar sorgte laut Polizei für mehr Verkehrssicherheit
Dabei habe "Section Control" in den vergangenen fünf Jahren den Verkehr sicherer gemacht, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle auf den 2,2 Kilometern Strecke zwischen Gleidingen und Rethen ging demnach zurück. Geschwindigkeitsverstöße gab es nach Angaben der Polizei wenige: Im vergangenen Jahr wurden 1.319 Autofahrerinnen und Autofahrer geblitzt - also waren etwas mehr als drei Autos am Tag zu schnell.
Das endgültige Aus nach einem holprigen Start
Das Streckenradar hatte nicht nur an einer Stelle, sondern die Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen. Wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde überschritten, löste das Radar aus. Damit sollte verhindert werden, dass die Fahrer vor einem Blitzer abbremsen und direkt nach der Messung wieder aufs Gas treten. Eine Klage am Verwaltungsgericht Hannover Anfang 2019 hatte die Testphase zunächst ausgebremst. Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Lüneburg konnte die Anlage noch im selben Jahr wieder angestellt werden. Zuletzt war eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht erfolglos geblieben und die Anlage lief seit 2021im Regelbetrieb. Die Polizei Niedersachsen brachte nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums für das Pilotprojekt und für die weiterführende Miete der Anlage im anschließenden Regelbetrieb eine Gesamtsumme von rund einer Million Euro auf.