Sexueller Kindesmissbrauch: Ex-Lehrer zu Haft verurteilt
Das Landgericht Hannover hat einen früheren Lehrer zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Er wurde unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen schuldig gesprochen.
Der Vorsitzende Richter Stefan Lücke sprach bei der Urteilsverkündung am Donnerstag von außergewöhnlichen und irritierenden sexuellen Handlungen. Der ehemalige Chorleiter aus Seelze habe seit Jahrzehnten Kontakt zu Kindern gesucht, sie musikalisch oder im Sport gefördert und in eine emotionale Abhängigkeit gebracht. Laut dem Richter hat der 65-Jährige sich selbst als masochistisch veranlagten Pädophilen bezeichnet. Mit seinen Übergriffen habe er massive Schäden bei den Jungen angerichtet, sagte Lücke. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Schule erstattete keine Anzeige
Konkret wurde der ehemalige Lehrer wegen zwei Fällen von schwerem sexuellem Kindesmissbrauch, 13 Fällen von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen und drei Fällen von Herstellung kinderpornografischer Inhalte verurteilt. Das Gericht wertete den Angaben zufolge ein umfassendes Geständnis zugunsten des 65-Jährigen. Der Lehrer war den Angaben zufolge im Jahr 2007 frühpensioniert worden, nachdem er mit Jungen im Schwimmunterricht geduscht und sie teilweise fotografiert hatte. Die Schule habe damals keine Anzeige erstattet. "Möglicherweise wäre es nicht zu den Taten gekommen, wenn die Schule etwas gemacht hätte", kritisierte der Richter mit Blick auf Übergriffe in den Jahren 2021 bis 2024.
65-Jähriger machte Jugendlichen emotional abhängig
Der Ex-Lehrer soll unter anderem einen 13-Jährigen aus der Nähe von Leipzig über das Internet kontaktiert und ihm Versprechungen gemacht haben. Als der Jugendliche 14 Jahre alt war, traf er sich mit ihm in einem Hotel. Ein Kontaktverbot nach einer Strafanzeige der Eltern habe er ignoriert, so der Vorsitzende Richter. Der 65-Jährige habe den Jugendlichen so stark auf sich fixiert, dass dieser sich aufgrund seiner emotionalen Abhängigkeit nicht habe entziehen können, sagte Lücke.
Ermittlungen führten zu Pädophilenring
Im Zuge der Ermittlungen gegen den ehemaligen Lehrer war die Polizeidirektion Hannover auf ein Netzwerk mutmaßlicher Pädophiler gestoßen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes waren unter anderem Hinweise auf einen Club gefunden worden, in dem sich Männer im Alter zwischen 36 und 75 Jahren als Fans des französischen Knabenchores "Tempo Kids" tarnten. 17 Deutschen und zwei US-Amerikanern wurde daraufhin der Erwerb, Besitz und die Weiterverbreitung von kinder- und jugendpornografischen Inhalten vorgeworfen. Im April waren 19 Verdächtige in Frankreich und Deutschland vorläufig festgenommen worden.