Sarstedt: Mutter gesteht, behinderten Sohn getötet zu haben
Eine Frau hat vor dem Landgericht Hildesheim gestanden, ihren behinderten Sohn in Sarstedt getötet zu haben. Danach wollte sie sich selbst umbringen. Das teilte ein Gerichtssprecher am Mittwoch mit.
Die 53-Jährige habe von der kraftraubenden Situation berichtet, in der sie schließlich für sich und ihren Sohn alles beenden wollte, sagte der Sprecher. Der Frau wird Mord im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit vorgeworfen. Sie soll im März 2021 entschieden haben, erst ihren 17-jährigen Sohn und dann sich selbst zu töten. Die Angeklagte gestand, Schokopudding und Apfelpüree mit einer tödlichen Medikamentendosis versetzt zu haben. Diese habe sie erst ihrem Sohn zu essen gegeben, dann selbst davon gegessen.
Mutter konnte reanimiert werden
Nach der Tat entdeckte der Ehemann seine leblose Frau. Sie wurde reanimiert. Der Jugendliche konnte nicht gerettet werden. Nach Angaben des Gerichtssprechers hatte der 17-Jährige das Prader-Willi-Syndrom, eine seltene, genetisch bedingte Behinderung mit körperlichen und geistigen Symptomen. 2019 seien starke Psychosen dazu gekommen, die eine Betreuung rund um die Uhr erforderlich gemacht hätten. Ein Psychiatrie-Aufenthalt habe keine Besserung gebracht, die Coronavirus-Pandemie die Lage erschwert.
Verteidigung plädiert auf Totschlag
Die Staatsanwaltschaft sieht das Mordmerkmal der Heimtücke als gegeben, weil der Sohn nicht mit der Vergiftung habe rechnen können. Die Verteidigung plädiert hingegen auf Totschlag. Wird die Frau zu Mord bei erheblich verminderter Schuldfähigkeit verurteilt, kann das Strafmaß auf drei bis 15 Jahre Freiheitsstrafe reduziert werden. Angesetzt sind vier Verhandlungstage. Das Urteil soll am 9. Dezember verkündet werden.