Stand: 27.07.2019 14:05 Uhr

Nach Hitzewelle: AKW Grohnde bleibt am Netz

Das Atomkraftwerk in Grohnde. © dpa-Bildfunk Foto: Holger Hollemann
Das Atomkraftwerk Grohnde muss nicht vom Netz - die Wassertemperatur der Weser liegt unter 26 Grad,

Konsequenzen aus der Hitzewelle der vergangenen Tage müssen die Betreiber des AKW Grohnde bei Emmerthal (Landkreis Hameln-Pyrmont) nicht mehr fürchten. Wie ein Sprecher von Preussen Elektra am Sonnabend mitteilte, hat sich die Temperaturprognose für die Weser "inzwischen so deutlich entspannt, dass eine vorübergehende Abschaltung des Kernkraftwerks nicht mehr zu erwarten ist". Am Donnerstag war die Betreibergesellschaft davon ausgegangen, dass die Weser am Freitagmittag die kritische Temperaturgrenze von 26 Grad erreicht - und der Meiler dann abgeschaltet werden muss. Diese Prognose bestätigte sich jedoch nicht. Am Freitagnachmittag lag die Wassertemperatur laut einem Sprecher in dem für das Atomkraftwerk relevanten Flussabschnitt knapp unter 25 Grad.

Umweltaktivisten kritisieren Weiterbetrieb trotz Hitze

Umweltaktivisten kritisieren, dass das AKW trotz der Hitzewelle und der dadurch angestiegenen Wassertemperatur nicht abgeschaltet wurde. Udo Buchholz, Vorstandsmitglied vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), sagte, dass bei der Sicherheit eines Atomkraftwerks nicht mit Zahlen gefeilscht werden dürfe. "Wenn das Weserwasser in den kritischen Temperaturbereich kommt, sollte das AKW auf jeden Fall vorsorglich abgeschaltet werden", forderte er. Er bedauerte zudem, dass das niedersächsische Umweltministerium als Aufsichtsbehörde für das AKW die Bevölkerung nicht umfassend informiert habe. Gerade bei der heißen Witterung sei es Aufgabe des Ministeriums, die Vorgänge beim AKW zu prüfen.

Wasser ab 26 Grad zu warm zum Kühlen

Die Wassertemperatur wird nach Angaben einer Ministeriumssprecherin vom Atomkraftwerksbetreiber selbst sowie vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gemessen. Das Atomkraftwerk Grohnde wird mit dem Wasser aus der Weser gekühlt. Im Falle eines Störfalls wäre das Wasser dafür ab 26 Grad zu warm. Dass das AKW ab 26 Grad abgeschaltet wird, hat außerdem einen Umweltaspekt, der das Abwasser nach dem Kühlen betrifft. Zum Schutz des Ökosystems darf ab einer Wassertemperatur von 26 Grad kein noch wärmeres Wasser in die Weser geleitet werden. Denn sonst könnten bei 28 Grad kritische Werte für die Umwelt erreicht werden, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums.

AKW Lingen verfügt über anderes Kühlwassersystem

Am zweiten niedersächsischen Atomkraftwerk Emsland in Lingen stand eine Abschaltung nicht zur Debatte. Denn das AKW verfügt über ein Speicherbecken, aus dem Wasser zur Kühlung entnommen wird. So ist der Betrieb des Reaktors auch denn gesichert, wenn die Ems einen niedrigen Wasserstand erreicht.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 27.07.2019 | 12:00 Uhr

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