Außenaufnahme des Bundesverfassungsgerichts, mit dem Schriftzug "Bundesverfassungsgericht". © picture alliance/dpa | Uli Deck Foto: Uli Deck

Mordfall Frederike: Verdächtiger muss weiter nicht in Haft

Stand: 20.06.2023 18:21 Uhr

Der Verdächtige im Mordfall Frederike bleibt auf freiem Fuß. Das Bundesverfassungsgericht hat die Außervollzugsetzung des Haftbefehls nach Angaben vom Dienstag verlängert - Auflagen fallen laut Gericht weg.

"Sie erweist sich im Hinblick auf die ausgesprochene Bedingung und die dem Beschwerdeführer auferlegten Weisungen nicht mehr als verhältnismäßig", hieß es. Der Beschuldigte sei den angeordneten Maßnahmen seit knapp einem Jahr ohne Beanstandung nachgekommen. "Vor diesem Hintergrund ist das verbleibende Risiko, dass er sich einer etwaigen Strafverfolgung gleichwohl entzieht, nunmehr hinnehmbar", teilte das Gericht mit. Unter anderem hatte der Mann sich zweimal wöchentlich bei der Staatsanwaltschaft melden müssen und durfte seinen Wohnort nicht ohne Erlaubnis verlassen. Seinen Personalausweis und Reisepass musste er abgeben. Der Mann wird verdächtigt, die 17-jährige Frederike aus Hambühren bei Celle 1981 vergewaltigt und erstochen zu haben.

VIDEO: Mordfall Frederike: Muss Verdächtiger erneut vor Gericht? (24.05.2023) (4 Min)

Niemand darf für dasselbe Verbrechen mehrfach bestraft werden

Die Tat konnte ihm damals nicht nachgewiesen werden. 1983 wurde er freigesprochen. Nach einer neuen DNA-Untersuchung könnte er aber der Täter sein. Ihm soll der Prozess gemacht werden, was nach einer Neuregelung zur Wiederaufnahme von Strafverfahren nach einem Freispruch möglich wäre. Doch der Mann legte Verfassungsbeschwerde ein.

Urteil des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus

Das Bundesverfassungsgericht setzte den Haftbefehl außer Vollzug. Den Fall Frederike nimmt das höchste deutsche Gericht als Anlass, sich grundsätzlich mit der Frage zu beschäftigen, ob ein Mensch, der vom Mordvorwurf freigesprochen wurde, bei veränderter Beweislage ein zweites Mal im selben Fall vor Gericht gebracht werden darf. Dabei geht es um den im Grundgesetz enthaltenen Passus, dass niemand wegen derselben Straftat mehrmals bestraft werden darf. Die Karlsruher Richterinnen und Richter hatten dazu vor knapp einem Monat verhandelt. Wann sie ein Urteil sprechen, ist noch nicht absehbar.

Weitere Informationen
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. © Screenshot

Mordfall Frederike: Zwei Anklagen im selben Fall verfassungswidrig?

Das Bundesverfassungsgericht hat am Mittwoch erstmals beraten. Das Mädchen aus Hambühren war 1981 ermordet worden. (24.05.2023) mehr

Ein Hinweisschild mit Bundesadler und dem Schriftzug «Bundesverfassungsgericht», aufgenommen vor dem Bundesverfassungsgericht. © dpa-bildfunk Foto: Uli Deck/dpa

Verdächtiger im Mordfall Frederike bleibt auf freiem Fuß

Das Bundesverfassungsgericht verlängerte die Anordnung um sechs Monate. Zunächst muss ein neues Gesetz geprüft werden. (22.12.2022) mehr

Foto der ermordeten Frederike von Möhlmann/Thumb © NDR
9 Min

Mordfall Frederike: Was ist ein Freispruch wert?

1981 wird eine 17-Jährige ermordet, ein mutmaßlicher Täter freigesprochen. DNA-Spuren könnten nun seine Schuld beweisen. (23.03.2022) 9 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.05.2023 | 16:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Kinder einer Kita ziehen sich an, um im Außengelände zu spielen. © picture alliance/dpa Foto: Axel Heimken

Niedersachsen startet Werbekampagne für Kita-Fachkräfte

Die Aktion soll Freude an der Arbeit mit Kindern vermitteln und Wege in den Beruf aufzeigen. Landesweit fehlt Personal. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?