Landtagswahl unrechtmäßig? Ausschuss will öffentlich verhandeln

Stand: 21.04.2023 17:59 Uhr

Der Wahlprüfungsausschuss will über die Einsprüche zur vergangenen Landtagswahl in Niedersachsen öffentlich verhandeln. Dies soll noch vor der parlamentarischen Sommerpause im Juli erfolgen.

Mehrere Einspruchsführer sollen dann im Ausschuss persönlich angehört werden. Dies sagte der Ausschussvorsitzende André Bock (CDU) dem NDR in Niedersachsen am Freitag. Bis zu einem Ergebnis wird es aber dauern: Der Wahlprüfungsausschuss werde frühestens im Herbst sein Votum abgeben, so Bock. Die finale Entscheidung liegt dann beim Landtag. Insgesamt waren 22 Wahleinsprüche gegen die Landtagswahl eingegangen. Davon hat der Ausschuss am Freitag mehrere verworfen, darunter Anträge aus anderen Bundesländern.

FDP-Politiker hält AfD-Wahlliste für nicht gültig

Als schwerwiegend gilt etwa der Einwand von Marco Genthe. Der FDP-Politiker ist der Meinung, das Wahlergebnis sei nicht rechtmäßig zustande gekommen, weshalb er fordert, dass die Wahl wiederholt wird. "Nach meiner Auffassung ist die Wahlliste der AfD nicht gültig gewesen und die Zusammensetzung des Landtages damit verfassungswidrig." Die Wahlen des AfD-Landesvorstandes Ende Mai 2022 seien nicht demokratisch abgelaufen, so Genthe. Die Partei habe damals gegen die eigene Satzung verstoßen. Der rechtswidrig gewählte Vorstand hätte deswegen nicht die Wahlliste der AfD einreichen dürfen. Zudem hatte die AfD ihre Kandidaten auf einer Delegiertenversammlung gewählt. Dafür hatte es aber nach Ansicht Genthes in der parteieigenen Satzung keine Grundlage gegeben. Genthe selbst war von 2013 bis 2022 Mitglied im niedersächsischen Landtag. Er hatte mit aussichtsreichem Listenplatz auf Wiedereinzug ins Parlament gehofft. Die FDP scheiterte aber mit 4,7 Prozent an der Fünfprozenthürde.

Ehemaliger Abgeordneter: AfD soll Listenplätze verkauft haben

Neben diesen Vorwürfen gibt es offenbar auch Einsprüche zur Causa rund um das ehemalige AfD-Mitglied Christopher Emden. Der frühere Landtagsabgeordnete hatte behauptet, aussichtsreiche Listenplätze seien in der AfD gegen Geld vergeben worden. Die AfD selbst bestreitet all das. Für den Landesvorsitzenden Frank Rinck sind die Vorwürfe Emdens "haltlos und erfunden". Der Fraktionsvorsitzende Stefan Marzischewski bezeichnet Genthe zudem als "Wahlleugner". Der FDP-Mann habe augenscheinlich keinen "gut dotierten Versorgungsposten" erhalten, daher nun die verzweifelten Auftritte, so Marzischewski.

Weitere Informationen
Eine Wahlkarte mit einem Kreuz und dem Wappen von Niedersachsen wird in eine Wahlurne geworfen. © fotolia.com Foto: _AndreL

Zahlen, Daten, Fakten: So lief die Landtagswahl in Niedersachsen

Wer hat Stimmen gewonnen, wer ist im neuen Landtag nicht mehr dabei? Unsere Übersicht zur Landtagswahl am 9.10.2022. (20.10.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 21.04.2023 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

CDU

Landtagswahl Niedersachsen

FDP

AfD

Mehr Nachrichten aus der Region

Geflüchtete verlassen die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen am Standort Braunschweig. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Zahl der Asylanträge in Niedersachsen deutlich zurückgegangen

Laut Innenministerium beantragten bis November rund 23.900 Menschen Asyl - im gesamten Vorjahr waren es etwa 34.600. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen