Jubiläum: Fünf Jahre Klinisches Krebsregister in Niedersachsen
Es ist ein riesiger Datenschatz, der im Klinischen Krebsregister in Niedersachsen gesammelt wird. Jede Krebserkrankung wird gemeldet. Daraus lässt sich auch lesen, wie gut eine Behandlung funktioniert.
Tonia Brand ist ein bisschen in Feierlaune. Seit fünf Jahren leitet die Medizinerin den Registrierbereich des Klinischen Krebsregisters. Etwa 3.000 Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen sowie alle Behandelnde in Krankenhäusern müssen dorthin Tumorerkrankungen ihrer Patientinnen und Patienten melden. Alle Daten werden im Klinischen Krebsregister sinnvoll miteinander verknüpft. Von der Diagnose beim niedergelassenen Arzt über eine mögliche Operation im Krankenhaus bis hin zur Nachsorge. Jährlich kommen so etwa 900.000 Einzelmeldungen beim Register an. Ein riesiger Informationswust.
Daten zeigen gesamten Krankheitsverlauf
Im Unterschied zum epidemiologischen Krebsregister, welches erfasst, wie häufig ein Krebs auftritt, beinhaltet das Klinische Krebsregister wesentlich mehr Daten. Daraus lässt sich der gesamte Krankheitsverlauf einer Krebserkrankung ableiten. "Wir möchten lesen, ob Behandlungen in Niedersachsen leitliniengerecht erfolgen oder ob es Bereiche gibt, die man verbessern kann", erklärt Tonia Brand die Hauptaufgabe dieser Datensammlung.
Ärzte und Ärztinnen bekommen Rückmeldung über ihre Behandlungen
Mehrfach im Jahr würden die Daten ausgewertet, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin des Klinischen Krebsregisters. Die Behandler bekommen eine regelmäßige Rückmeldung über die Qualität der Behandlung, so Tonia Brand: "Wir zeigen zum Beispiel den Krankenhäusern, wie sie im Durchschnitt abschneiden, zum Beispiel ob sie den Tumor vollständig entfernen konnten". Aktuell sind die Berichte aber nicht öffentlich, sondern nur intern einsehbar. "Wir hoffen, dass die Ärzte diese Informationen mitnehmen und an sich selbst arbeiten, die Versorgung zu verbessern", erklärt die Medizinerin. Sie fügt kritisch an, dass sie sich wünscht, dass die Ärztinnen und Ärzte die mühevoll erstellten Berichte auch lesen.
Die Eingaben ins Register sind für Ärzte und Ärztinnen zeitintensiv
Der Hannoveraner Facharzt für Hautkrankheiten Wolfgang Lensing hält die Arbeit des Klinischen Krebsregisters für sehr sinnvoll. Dennoch bemängelt der niedergelassene Arzt, dass die Eingabe ins System zeitintensiv ist und schlecht vergütet wird. "Wir müssen die Daten händisch eingeben. Es gibt keine Übernahme aus dem digitalen Arztpraxissystem. Das ist mühsam und auch mit Fehlern behaftet", kritisiert Lensing. Dennoch unterstützt er die Idee der umfangreichen Datensammlung. Neben der Versorgungsrealität lieferten die Daten auch Erkenntnisse über die Entwicklungen von Krebserkrankungen. "Diese Daten sind wichtig für die Politik, damit Vorsorgen getroffen werden können", so Lensing. Für seinen Fachbereich ist das mit Blick auf den Klimawandel die intensivere Sonneneinstrahlung, die die Anzahl der Hautkrebserkrankungen stark ansteigen lassen wird.
Mehr Daten - mehr Qualität
Für die Zukunft wünscht sich Tonia Brand, dass die eigenen Daten mit den Daten anderer Institute verknüpft werden können. "Das wäre ein großer Gewinn", sagt die Ärztin. Sie denke dabei an die Daten der Krankenkassen oder an Daten aus Patientenbefragungen. "Dann könnte man zum Beispiel auch Nebenwirkungen von Medikamenten besser erfassen", so Brand.