Hannoversche Kinderkliniken in Not: "Wir brauchen jede Hand"
Kinderkliniken in Hannover fordern nach der akuten Welle von Atemwegsinfekten bei Kindern personelle Entlastungen. Der Appell richtet sich vor allem an das Land Niedersachsen und die Krankenkassen.
Eine Möglichkeit zur Entlastung könne sein, die bürokratischen Arbeiten bis zum Frühjahr zu reduzieren. "30 Prozent ihrer Zeit verbringen Pflegekräfte, Ärzte und Ärztinnen am Computer. Angesichts der Notlage in den Intensivstationen müssen wir andere Prioritäten setzen", sagte der Direktor des Zentrums Kinderchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Benno Ure, am Donnerstag.
Kliniken wollen Personal zur Verfügung zu stellen
Agnes Genewein aus dem Vorstand der Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt, die unter anderem das Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult betreibt, appellierte an die anderen Kliniken in der Region, Pflegepersonal kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Dabei müsse man auch in Kauf nehmen, dass dadurch andere geplante Eingriffe abgesagt oder verschoben werden. "Unsere Kapazitätsgrenzen sind längst überschritten, wir brauchen jede Hand", so Genewein. Mittlerweile haben mehrere Kliniken ihre Hilfe zugesichert. Die Sophienklinik in Hannover hat einen Aufruf an ihre Beschäftigten gestartet. Auch das Klinikum Region Hannover will gezielt Mitarbeitende ansprechen. Außerdem bot Barbara Schulte, die Finanzgeschäftsführerin des Klinikums, an, dass nicht infektiöse Kinder und Jugendliche auch an den Standort nach Neustadt am Rübenberge verlegt und dort weiterbehandelt werden können. Auch einige Kinderärzte prüfen gerade, wie sie den Kliniken am besten helfen können.
Steffen Krach will für bessere Vernetzung sorgen
Regionspräsident Steffen Krach (SPD) traf sich mit den Trägern aller Kliniken. Er will dafür sorgen, dass es eine bessere Vernetzung untereinander gibt. Dazu soll wenn möglich eine digitale Plattform eingerichtet werden, um kurzfristig erkennen zu können, wo noch Intensivbetten für Kinder frei sind. "Es kann und darf nicht sein, dass schwerkranke Kinder wieder nach Hause geschickt werden, weil die Kapazitäten erschöpft sind", sagte Krach.
Mehr Kinder mit schweren Atemwegsinfekten
Aktuell erkranken mehr Menschen an Atemwegsinfekten als vor der Corona-Pandemie. Das geht aus dem Wochenbericht des RKI "Aktuelles zu akuten respiratorischen Erkrankungen" vom 24. November hervor. Es kommen demnach mehr Personen - und damit auch mehr Kinder und Kleinkinder - mit schweren akuten Atemwegsinfekten in Kliniken.