Bündnis protestiert gegen umstrittenen Historiker Daniele Ganser
Ein breites Bündnis aus Parteien und Verbänden hat am Donnerstagabend in Hannover gegen Rechtsextremismus demonstriert. Anlass war der Auftritt des umstrittenen Historikers Daniele Ganser im HCC.
Kritiker halten ihn für einen Holocaust-Relativierer und Verschwörungstheoretiker, der antisemitische Klischees verbreitet. Gegen Gansers Auftritt im Hannover Congress Centrum (HCC) hatte ein breites Bündnis aus verschiedenen Parteien, Religionsgemeinschaften und Verbänden Protest angemeldet. Dazu fanden sich am Donnerstagabend laut Polizeiangaben etwa 110 Menschen auf dem Theodor-Heuss-Platz zusammen.
Onay kritisiert Gansers "Schaulaufen"
Als Hauptredner sprach Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). "Gansers Schaulaufen passt nicht zu Hannover", sagte er. Der Grünenpolitiker wandte sich gegen Judenfeindlichkeit und appellierte an die Menschen, Verschwörungsmythen mit Vernunft und glaubhaften Argumenten entgegenzutreten. "Nur, wenn wir nachvollziehbare, plausible Antworten haben, entzaubern wir Demokratiefeinde, Populisten und Verschwörungstheoretiker", so Onay. Zirka 65 Unterstützer Gansers, zum großen Teil von der Partei "Die Basis", versammelten sich zu einem Gegenprotest.
2.800 Menschen besuchen Auftritt von Daniele Ganser
Den Auftritt des umstrittenen Historikers, der sich selbst als Friedensforscher bezeichnet, besuchten rund 2.800 Besucherinnen und Besucher im HCC. In Nürnberg und Dortmund waren zuvor Vorträge von Ganser abgesagt worden. Die Stadt Hannover sah dafür keine rechtliche Grundlage und wollte einer möglichen Klage von Ganser aus dem Weg gehen. Dazu kommt, dass es sich bei dem Auftrittsort HCC um ein Tochterunternehmen der Stadt handelt. Im Falle einer Absage hätte der umstrittene Historiker höchstwahrscheinlich Schadensersatz fordern können, hieß es. "Es wäre mir lieber gewesen, wenn die Stadt Hannover den Auftritt Gansers hätte verhindern können", sagte Onay.