Gipfel zu Lehrermangel: Verbände sprechen von gutem Anfang
Wie steht es um die Lehrerversorgung in Niedersachsen? Die Antwort ist einfach: schlecht. Deswegen hatte die Kultusministerin zum Kongress geladen. Der brachte keine Lösung, aber erste Ideen.
Mit mehr als 100 Vertreterinnen und Vertretern von Gewerkschaften und Lehrkräfte-Verbänden diskutierte Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Montag in Hannover über einen Ausweg aus der Schulkrise. Gemeinsam wollten sie Wege suchen, um eine Verbesserung im Bereich der Bildung zu erreichen. Ein konkretes Maßnahmenpaket wurde am Montag nicht beschlossen. Trotzdem bewerteten die Verbände den Gipfel als guten Anfang.
"Viele sinnvolle Vorschläge"
Torsten Neumann vom Verband Niedersächsischer Lehrkräfte sprach gegenüber dem NDR Niedersachsen von einem produktiven Austausch. Er sehe in dem Schulgipfel einen "wirklichen Willen", etwas zu verändern. Wenn dieser Auftakt weitergeführt werde, sei es möglich, das System Schule voranzubringen. Auch Franz-Josef Meyer vom Lehrerverband VBE berichtete von einem gewinnbringenden Treffen. Es habe viele sinnvolle Vorschläge gegeben.
Mindestens zehn Jahre Lehrermangel
Diskutiert wurde bei dem Gipfel unter anderem über Themen wie die dünne Personaldecke an Schulen und den häufigen Unterrichtsausfall. Es gehe nun darum, das Bestmögliche aus dem System Schule herauszuholen, ohne die Lehrkräfte zu überlasten, so der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Stefan Störmer. Den aktuellen Stand und einen doch eher düsteren Blick in die Zukunft hatte Ministerin Hamburg im Dezember formuliert. Für viele wenig überraschend, aber doch bemerkenswert deutlich: "Mindestens zehn Jahre werden wir durch eine Talsohle gehen, wo wir nicht ausreichend Lehrkräfte haben werden", sagte die Politikerin im Interview mit dem NDR Niedersachsen.
Ministerin Hamburg vor Quadratur des Kreises
Mit ihrer Einschätzung hatte sie eine Diskussion ausgelöst, aber auch Lob bekommen: Der niedersächsische Philologenverband freute sich über die Äußerung, sprach in dem Zuge von "Jahren der Überbrückung". Die GEW verlangte den großen Wurf, lobte den Umgang "mit echten Zahlen" und forderte: Das Land müsse endlich "bedarfsgerecht ausbilden". Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) begrüßte, dass die Grünen-Politikerin den Personalmangel offen einräumte und sprach bei der Lösung dieses Problems von der Quadratur des Kreises, vor der die Ministerin steht.
Kongress als Auftakt für einen Prozess
Dass sie die Aufgabe nicht alleine lösen kann, ist ihr bewusst. Schon zwei Wochen nach ihrer Vereidigung im vergangenen Herbst sprach sie von Brettern, die zu dick seien, um sie alleine zu bohren. Sie appellierte an die Mitglieder des Kultusausschusses, sich gemeinsam für eine bessere Bildung einzusetzen. Der Schulgipfel in Hannover sollte der Auftakt für einen Prozess sein. In weiteren Treffen wollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ideen konkretisieren und einzelne Maßnahmen herausarbeiten.
Schwächen in Deutsch und Mathe
Auf der Agenda standen neben dem Lehrkräftemangel auch die Schwächen niedersächsischer Schülerinnen und Schüler in Deutsch und Mathe - gerade in den Grundschulen. Dass es dort einiges zu tun gibt, hatte der IQB-Bildungsmonitor für das Jahr 2021 im vergangenen Dezember ergeben. Hamburg will deshalb mehr Fachunterricht in den beiden Kernfächern anbieten. Ein weiteres dickes Brett, das zu bohren ist.