Erfolgsmodell "sprinti": Region Hannover investiert Millionen
Geht so Nahverkehr der Zukunft? Das On-Demand-Angebot "sprinti" hat den Deutschen Mobilitätspreis gewonnen. Die Region Hannover hat das Angebot stark ausgeweitet - und lässt sich das viele Millionen kosten.
Es ist nach Angaben der Region das bundesweit größte Angebot dieser Art. Kurz ein paar Zahlen dazu: In zwölf Kommunen der Region Hannover können Fahrgäste den "sprinti" nutzen. Der potenzielle Nutzerkreis: 360.000 Menschen. Täglich gibt es bis zu 3.000 Fahrten, insgesamt wurden seit dem Start am 1. Juni 2021 mehr als eine Million Fahrten gezählt. Durchschnittlich 1.500 Fahrgäste nutzen pro Tag den "sprinti", der Tagesrekord liegt bei 2.400 Fahrgästen.
Region Hannover zahlt im kommenden Jahr 19 Millionen Euro für den "sprinti"
Die Region Hannover, der Tarifverbund GVH (Großraum-Verkehr Hannover) sowie die Betreibergesellschaft Üstra sprechen von einem einzigartigen Erfolg. Doch der hat seinen Preis. Der "sprinti" wird bis zum 31. Dezember 2024 vom Bund mit einer Summe von insgesamt rund 17 Millionen Euro gefördert. Die Region Hannover beteiligt sich mit gut 3,4 Millionen Euro im Jahr 2023 und weiteren gut 19 Millionen Euro im Jahr 2024, wie Regionssprecher Christoph Borschel dem NDR Niedersachsen sagte.
"40 Prozent aller 'sprinti'-Fahrten ersetzen eine Autofahrt"
Der Verkehrsdezernent der Region Ulf-Birger Franz betont aber, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) immer ein Zuschussgeschäft sei. "Für die Region Hannover und insbesondere den ländlichen Raum ist das allerdings eine sehr gute Investition." Mit dem Aktionsprogramm Verkehrswende sei der ÖPNV zentrales Mittel hin zu einer klimafreundlichen Mobilität und weg vom Individualverkehr. Demnach ersetzen 40 Prozent aller "sprinti"-Fahrten eine Autofahrt, so die Berechnung.
Wie funktioniert "sprinti"?
- Fahrgäste brauchen die "sprinti"-App auf ihrem Smartphone.
- Die Fahrten können spontan oder im Voraus gebucht werden.
- Die Buchungssoftware der App ist so programmiert, dass Fahrten nur dann angeboten werden, wenn keine vergleichbar guten Linienverbindungen zur Verfügung stehen.
- Mehrere Fahrgäste mit demselben Ziel werden über einen Algorithmus gebündelt und in ein gemeinsames Fahrzeug gebucht.
- Die Nutzerinnen und Nutzer müssen maximal 20 Minuten warten und höchstens 200 Meter zur virtuellen Haltestelle gehen, verspricht der GVH.
- Für eine Fahrt genügt eine ÖPNV-Fahrkarte, also auch das Deutschlandticket.
- Die Fahrzeuge sind barrierefrei. Nach Anmeldung ist die Mitnahme von Rollatoren, Fahrrädern oder Kinderwagen möglich, auch Kindersitze sind verfügbar.
Wird Verkehrsminister Wissing den "sprinti" weiter fördern?
Bei Region, GVH und Üstra sind sich jedenfalls alle einig: Es soll weitergehen mit dem "absoluten Erfolgsmodell", dass Vorbildcharakter weit über die Grenzen der Region Hannover hinaus habe, wie Regionspräsident Steffen Krach (SPD) sagt. "Deswegen wäre es nur logisch, dass der Bund das Projekt weiterhin fördert." Krach geht jedenfalls stark davon aus, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) "kein Interesse daran hat, ein von ihm persönlich preisgekröntes Projekt wie 'sprinti' am Ende an der Finanzierung scheitern zu lassen". Das Ministerium in Berlin kann darüber aber erst entscheiden, wenn im kommenden Jahr ein entsprechender Förderantrag eingereicht wird, sagte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Wissing dem NDR.
120 "sprinti"- Fahrzeuge fahren durch die Region Hannover
Auf kommunaler Ebene sei bereits vor einigen Monaten ein Prozess angelaufen, um die Förderung des "sprintis" ab Januar 2025 sicherzustellen, sagt Regionssprecher Borschel. Am Personal dürfte es nicht scheitern - anders als in vielen anderen Bereichen, zumal bei den Lokführern. Denn die Üstra hat gerade erst 40 zusätzliche Fahrer und Fahrerinnen eingestellt, die mit ihren Kollegen und einer Flotte von 120 Fahrzeugen die Fahrgäste an ihr Ziel bringen.