Clankriminalität: 40 Prozent mehr Fälle erfasst
Am Montag haben das Innen- und das Justizministerium in Hannover das "Lagebild zur Clankriminalität" vorgestellt. Für das Jahr 2022 wurden demnach 3.986 Straftaten erfasst. Im Vorjahr waren es 2.841.
Laut Daniela Behrens (SPD) muss diese Zahl jedoch nicht zwangsläufig einen tatsächlichen Anstieg der Straftaten im Clan-Milieu bedeuten: "Der Anstieg der Fallzahlen um etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist ein Beleg dafür, dass wir bei der Zuordnung von Taten deutlich besser geworden sind", sagte die Innenministerin. Trotzdem verdeutliche das Ergebnis, dass man Clankriminalität "weiter sehr genau beobachten und entschieden bekämpfen" müsse. Insgesamt aber machen Clan-Delikte laut Innenministerium weniger als ein Prozent aller erfassten Straftaten aus.
"Verachtung unserer demokratischen Gesellschaft"
Bei jeder dritten, durch Clanmitglieder begangenen Straftat handelte es sich laut Lagebericht um Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit - wie Körperverletzungen, Raubdelikte oder Zwangsprostitution. Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) sieht das Problem jenseits der Zahlen vor allem in einer demokratiefeindlichen Haltung: "Aus einem Großteil der Straftaten von Clanmitgliedern spricht eine grundsätzliche Verachtung unserer offenen, demokratischen Gesellschaft und unseres Rechtssystems." Wahlmann sagte weiter: "Parallelgesellschaften werden wir auch in Zukunft nicht dulden."
Gefahr des Über-einen-Kamm-Scherens?
Laut Lagebild ist ein Clan eine Gruppe von Personen, die durch eine gemeinsame ethnische Herkunft und vor allem durch verwandtschaftliche Beziehungen gekennzeichnet ist. Unter Kriminologen gibt es Kritik an dem Konzept. Es bestehe die Gefahr, alle Menschen mit gewissen Nachnamen "über einen Kamm" zu scheren, so Thomas Müller von der Polizei Bremen. Zudem werde durch die Veröffentlichung des Lagebildes ein "großes Problem" suggeriert - es gehe jedoch nur um einen kleinen Teil der Straftaten.