Besorgte Verbraucher: Kaffee wird immer teurer
Kaffeeröstereien und Verbraucher in Niedersachsen spüren die gestiegenen Preise bei Kaffee. Gründe dafür sind der Klimawandel und eine gestiegene Nachfrage - und das nicht nur bei uns in Deutschland.
Die Lagerhalle der Hannoverschen Kaffeemanufaktur in Burgdorf ist nur noch zum Teil gefüllt. "Wir kaufen nur noch tagesaktuell Kaffee", erklärt Geschäftsführer Andreas Berndt. "Früher haben wir Kontingente für mindestens ein halbes Jahr gesichert und langfristige Verträge abgeschlossen." Das sei angesichts der aktuellen Preisentwicklung für Rohkaffee auf dem Weltmarkt aber nicht mehr sinnvoll.
Preiserhöhung ist für kleinere Röstereien existenzgefährdend

Der Preis für Kaffee auf der Rohstoffbörse ist derzeit so hoch wie seit 1977 nicht mehr. Der Rohkaffee hat sich in den letzten zwölf Monaten um mehr als hundert Prozent verteuert. Aktuell wird ein Pfund für etwa vier Dollar gehandelt. "Das ist existenzgefährdend", sagt Berndt. Um die aktuelle Preisentwicklung aufzufangen, müssten sie die Preise für das Endprodukt eigentlich um sieben bis acht Euro pro Kilo erhöhen. "Bisher haben wir den Preis nur leicht um zwei Euro angehoben, aber das reicht nicht aus", so Berndt. Mit einer weiteren Erhöhung befürchtet die Privatrösterei, Kunden zu verlieren.
Klimawandel beeinflusst die Ernte
Ruinierte Ernten und schlechte Ernteerträge in den letzten Jahren sind unter anderem ein Grund für die gestiegenen Preise. Um die Erde erstreckt sich der sogenannte Kaffeegürtel. Die Länder, die besonders viel Kaffee produzieren, liegen rund um den Äquator und in den Tropen. Teja Tscharntke, Professor für Agrarökologie an der Universität Göttingen, erklärt: "Derzeit kommt es dort zu mehr Regenfällen, zunehmenden Extremwetter und auch zu Trockenphasen." Dieser besondere Stress wirke sich negativ auf die Kaffeesträucher aus, was auch in Zukunft zu geringeren Ernten führen könnte.
Beispielsweise ist Brasilien, der größte Kaffeeproduzent der Welt, immer wieder von Hitze- und Dürreperioden betroffen. In Vietnam gab es im vergangenen Jahr schwere Überschwemmungen, die große Plantagen zerstörten.
Hochlandkaffee wird zunehmend an Anbaufläche verlieren
Der Kaffeemarkt basiert auf den zwei Kaffeesorten Hochland- und Tieflandkaffee. Tscharntke schätzt, dass der Hochlandkaffee durch den Klimawandel immer mehr Anbaufläche verlieren wird: Laut Prognosen wird es bis 2050 nur noch die Hälfte der heutigen Anbaufläche für Hochlandkaffee geben. "Dies wird zugunsten des Tieflandkaffees geschehen, der beispielsweise in Vietnam in großem Stil angebaut wird. Allerdings hat dieser eine schlechtere Qualität", so Tscharntke.
Doch auch der Tieflandkaffee wird mit Problemen zu kämpfen haben: Denn dieser ist zu über 90 Prozent von Bestäubung abhängig, erklärt der Agrarökologe. Und die Bienen sind ebenfalls von Extremwetterereignissen und dem Klimawandel betroffen.
Kaffee weltweit immer beliebter
In Deutschland ist Kaffee das beliebteste Getränk. Pro Kopf werden jedes Jahr durchschnittlich 164 Liter Kaffee getrunken. Andreas Berndt von der Hannoverschen Kaffeemanufaktur sieht in den gestiegenen Kaffeepreisen auch den Grund für die weltweit steigende Nachfrage nach Kaffee. Eine klassische Teetrinker-Nation wie China hat Kaffee mittlerweile als Lifestyle-Produkt etabliert und kauft größere Erntemengen sowie Anbauflächen auf.
"Ein weiterer Aspekt ist, dass der Transport deutlich schwieriger geworden ist. Aufgrund der aktuellen Brennpunkte sind die Schiffe viel länger und unzuverlässiger unterwegs", erklärt Berndt.
Weitere Preisentwicklung nicht absehbar
Wie sich die Preise genau entwickeln werden, ist laut Berndt schwer abzuschätzen. Ein Weg, den die Hannoversche Kaffeemanufaktur nun geht, ist die Investition in die Automatisierung einiger Prozesse. In diesen Bereichen will das Unternehmen sie bis zu vier Mitarbeiter einsparen, die dann in die Logistik versetzt werden. Dann könnte die Firma die Auslieferung durch Fremdunternehmen einsparen. So hofft die Manufaktur, mit ihren 65 Mitarbeitenden langfristig Kosten zu senken und Kündigungen zu vermeiden.
