Beschäftigte bei Bosch in Hildesheim bangen um Arbeitsplätze
Um den Bestand des Bosch-Werkes in Hildesheim zu sichern, sollen in den nächsten Jahren Hunderte Stellen gekürzt werden. Auf einer Betriebsversammlung haben sich Konzernverantwortliche und Betriebsrat vorerst auf kürzere Arbeitszeiten geeinigt.
Auch nach der Betriebsversammlung am Montag zum Bestand des Hildesheimer Werkes, hält der Konzern an dem Plan fest, in den kommenden Jahren 750 Stellen im Bereich der Produktion von Elektromotoren zu streichen. Damit würde in dieser Sparte jeder zweite Arbeitsplatz wegfallen. Vorerst sollen jedoch die Arbeitszeiten gekürzt werden, wodurch sich für die Beschäftigten allerdings auch die Einkommen verringern. Der Hildesheimer Betriebsratsvorsitzende Stefan Strömer zeigte sich entsetzt über die Pläne. Und auch die IG Metall sieht den ganzen Standort in Gefahr und verlangt von Bosch, sich klar zur E-Mobilität zu bekennen. Doch der Bosch-Konzern verteidigt den Stellenabbau, man müsse Strukturen vor Ort anpassen, um den Bestand des Werkes zu sichern, hieß es.
Viele Beschäftigte haben Angst um ihre Zukunft
Die Betriebsversammlung fand in einem eigens für die Veranstaltung aufgebauten Zelt auf dem Werksgelände statt. Medienvertreter mussten draußen warten. Ein Beschäftigter berichtete dem NDR Niedersachsen, dass die Diskussionen hitzig gewesen seien. Viele Mitarbeiter hätten Angst um ihre Zukunft geäußert, vereinzelt habe es auch Pfiffe gegeben.
Hildesheimer Werk vor dem Aus?
Der Betriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, sagte, mit dem einseitigen Eingriff des Unternehmens in das Entgelt der Beschäftigten sei ein neuer Tiefpunkt der Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung erreicht. "Wir werden unseren Widerstand zu diesen Plänen nun auf allen Ebenen organisieren", so Sell. Bereits am Freitag hatte Sell das angekündigte Ausmaß des Stellenabbaus als einen "Schlag ins Gesicht" für die Mitarbeitenden bezeichnet. Der Betriebsrat hatte bereits befürchtet, dass das Werk in Hildesheim vor dem Aus steht. Die Bosch-Beauftragte der IG Metall, Karoline Kleinschmidt, hatte im August auf einer Betriebsversammlung vor einer drohenden Werksschließung 2027 gewarnt. Denn: Es gibt laut Kleinschmidt für das Hildesheimer Werk ab 2027 keine Großaufträge mehr. Aber nicht nur das Werk in Hildesheim ist betroffen: Insgesamt sollen in den kommenden Jahren rund 5.500 Stellen bei Bosch wegfallen, etwa 3.800 davon in Deutschland.
Krise in der Autoindustrie trifft auch Bosch
Bosch begründet die Sparpläne mit der Krise in der Autoindustrie. Vor allem der europäische Markt für Elektrofahrzeuge wachse langsamer als prognostiziert, sagte ein Bosch-Sprecher dem NDR Niedersachsen. "Eine wesentliche Besserung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten." Die Automobilhersteller würden dadurch zum Beispiel deutlich weniger Teile für E-Autos abrufen, was zu Personalüberhängen am Standort Hildesheim führt. In dem dortigen Werk werden Produkte für die Elektromobilität hergestellt. Der Autozulieferer betonte, auch mit kleinerer Besetzung "erstklassige Produkte" herstellen zu können. Eine Verlagerung der Produktion ist demnach nicht geplant.