Bosch: Elektromotorenwerk in Hildesheim vor dem Aus?
Wie geht es beim Hildesheimer Elektromotorenwerk von Bosch weiter? Der Betriebsrat befürchtet, dass das Werk mit 1.600 Mitarbeitenden vor dem Aus stehen könnte. Das Unternehmen äußert sich nur vage.
Betriebsratsvorsitzender Stefan Störmer sieht mehrere Indizien dafür, dass das Werk im Hildesheimer Wald in einigen Jahren schließen könnte. Seit Monaten halte Bosch den Betriebsrat hin, was die Ziele für das Elektromotorenwerk angehe - während andere Standorte längst Planzahlen hätten, sagte Strömer dem NDR Niedersachsen. Man sehe nicht, dass der Automobilzulieferer neue große Aufträge für Hildesheim einhole. Ein fatales Signal sei nun gewesen, dass das Unternehmen kommendes Jahr in Hildesheim nur noch zehn statt wie bisher 40 Auszubildende und Dualstudierende einstellen wolle, so Störmer. Wenn das Unternehmen eine Zukunft für einen Standort sehe, dann brauche es schließlich auch Nachwuchs, meint der Betriebsratschef.
Fertigung in Hildesheim aktuell weiterhin geplant
Bosch teilte auf Anfrage des NDR Niedersachsen mit, man nehme die Sorgen der Beschäftigten ernst. "Aktuell" plane das Unternehmen weiterhin die Fertigung von Komponenten für die Elektromobilität in Hildesheim, sagte Dietrich Haas, kaufmännischer Werkleiter in Hildesheim. Die Elektromobilität entwickle sich für Bosch zum Kerngeschäft. Allerdings sei der Markt hart umkämpft. Eine derzeit schwache Konjunktur, verschobene Fahrzeugankäufe und Verunsicherung der Konsumenten beim Fahrzeugkauf verlangsamten den Übergang.
Bosch: Personalanpassungen nicht zu vermeiden
Zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum Jahr 2027 stehe man weiterhin, versicherte Bosch. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung gehe man allerdings davon aus, 2025 weniger Auszubildende einstellen zu können. Außerdem heißt es von dem Unternehmen, auch wenn es das Ziel sei, das Beschäftigungsniveau bestmöglich zu halten, "werden wir in einigen Bereichen Personalanpassungen nicht vermeiden können". Im Bosch-Werk in Salzgitter etwa sollen bis Ende nächsten Jahres rund 90 der etwa 1.400 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Wirtschaftsminister Lies: Lösungen im Sinne der Beschäftigten
Der Name Bosch sei seit über 70 Jahren eng mit der Region Hildesheim verbunden, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). Es sei nicht nur die Tradition, die den Standort so besonders mache: "Wir brauchen die Anwendungen aus dem Hildesheimer Wald für die Mobilität der Zukunft." Am Weg in die E-Mobilität führe nichts vorbei, sagte der Minister. Nun müsse der Absatz gestärkt werden, um die Produktionsstandorte zu stabilisieren. Doch genau dafür sind laut Lies die Bedingungen nicht optimal. Das wirke sich nicht nur auf die Hersteller aus, sondern unmittelbar auf die Zulieferindustrie und den Mittelstand. Neben den intensiven Gesprächen mit den Beteiligten vor Ort werde es nicht ohne Impulse der Bundesregierung gehen. Nun müsse es schnell Gespräche mit dem Betriebsrat, den Sozialpartnern und dem Unternehmen geben.
Betriebsrat will um Standort Hildesheim kämpfen
Betriebsratschef Störmer sagte dem NDR Niedersachsen, es sei allen klar, dass der Markt schwierig sei. Aber der Standort Hildesheim habe seit mehr als 20 Jahren darauf hingearbeitet, zukunftsfähig zu sein. Der Betriebsrat wolle in jedem Fall um den Standort kämpfen. Bosch ist einer der größten Arbeitgeber in Hildesheim. Neben den 1.600 Mitarbeitenden im Werk sind weitere 1.700 Mitarbeitende im Bereich Cross Domain Computing Solutions beschäftigt, einem Entwicklungsstandort von Bosch. Letztere wären von einer möglichen Schließung des Werks nicht direkt betroffen. Aber die Frage sei, wie lange ein Entwicklungszentrum überlebt, wenn der eigentliche Standort geschlossen werde, sagte eine IG Metall-Sprecherin dem NDR Niedersachsen.