Anwalt angeklagt: 630.000 Euro Corona-Hilfen erschlichen?
Einem Rechtsanwalt drohen bis zu zehn Jahre Haft, weil er einem Bauunternehmer aus Lehrte zu mehr als 630.000 Euro Corona-Hilfen verholfen haben soll. Der Prozess hat am Montag begonnen.
Der 46-jährige Düsseldorfer Anwalt soll sich mit dem Bauunternehmer aus der Region Hannover zusammengeschlossen haben, um an Corona-Überbrückungshilfen des Bundes zu gelangen, teilte das Landgericht Hildesheim vor Beginn des Prozesses mit. Dazu soll der Anwalt das Einkommen und die Fixkosten des Unternehmers mehrfach gefälscht haben.
Mit Haftbefehl: Polizei sucht Bauunternehmer aus Lehrte
Der Rechtsanwalt wurde im Oktober vergangenen Jahres festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Bauunternehmer ist auf der Flucht. Gegen ihn "besteht derzeit ein Untersuchungshaftbefehl der Staatsanwaltschaft Hildesheim", sagte der Sprecher der Polizeidirektion Hannover, Dennis Schmitt, dem NDR Niedersachsen. Und weiter: "Die Fahndung der Polizeiinspektion Hildesheim ist mit dem Sachverhalt betraut." Vom Sprecher des Hildesheimer Landgerichtes, Philipp Suden, hieß es: "Gegen den Bauunternehmer wird ein eigenes Strafverfahren geführt."
Mehr als 72.000 Euro Honorar für Anwalt?
Der nun angeklagte Anwalt soll für den Unternehmer insgesamt 632.708 Euro an staatlichen Corona-Überbrückungshilfen beantragt und bewilligt bekommen haben. Vor seiner Festnahme wohnte der Rechtsanwalt in Düsseldorf, wie Suden sagte. Er soll für die Beantragung der Corona-Hilfen ein Honorar von gut 72.300 Euro bekommen haben.
Bis zu zehn Jahre Haft möglich
Der Anwalt habe sowohl die sogenannte Überbrückungshilfe III als auch die Überbrückungshilfe IV beantragt, hieß es vom Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Subventionsbetrug in besonders schwerem Fall vor. Darauf stehe eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, erklärte Suden. Das Urteil wird im März erwartet.